Neues aus der Kategorie #ausgezeichnete Abschlussarbeiten. Für seine Bachelorarbeit mit dem Titel „Floralink – Eine Webanwendung für die statistische Auswertung von floristischen Erfassungsdaten am Beispiel der ökologischen Zeigerwerte“ erhält Vincent Ruge den Fachbereichspreis. Wir stellen den LaNu-Absolventen und seine ausgezeichnete Arbeit vor.
Portrait Vincent (Foto: Sarah Trunk) und Preisverleihung an der HNEE (Foto: HNEE)
Hallo Vincent, Wie bist du auf dein Abschlussarbeitsthema gekommen und warum liegt dir das Thema am Herzen?
Ich wollte unbedingt etwas machen, wofür ich mich auch richtig motivieren kann. Ich habe als Jugendlicher angefangen zu programmieren - damals mit dem Ziel, mein eigenes Pokémon-Spiel zu basteln. Mein Interesse bestand schon damals unter anderem darin, Daten zu organisieren, zugänglich zu machen und zu visualisieren. Nach ein paar Jahren Pause hatte ich wieder Lust, mich der Coding-Welt zu widmen.
Bei der Arbeit mit landschaftsökologischen Daten gibt es viele Abläufe, die mithilfe von Software vereinfacht werden können. Ein markantes Beispiel aus dem Studium war die Tabellenarbeit mit ökologischen Zeigerwerten. Ich habe recherchiert und erfahren, dass inzwischen tonnenweise floristische Erfassungsdaten in online zugänglichen Datenbanken eingepflegt sind. Der daran anknüpfende Schritt der statistischen Auswertung unter Hinzunahme anderer ökologischer Daten war bisher nicht durch einfach zugängliche Software abgedeckt. Das wollte ich ändern.
Ökologische Zeigerwerte – was ist das überhaupt?
Die ökologischen Zeigerwerte sind ein Maß für das ökologische Optimum einer Pflanzensippe (Verwandtschaftseinheit) entlang von sieben Umweltgradienten: Licht, Temperatur, Kontinentalität, Feuchte, Reaktion, Nährstoffe und Salz. Dazu gibt es noch Angaben zur Lebensform und zur Blattausdauer.
Eine Skala (in der Regel von eins bis neun) beschreibt das Vorkommen einer Sippe im Gefälle eines Umweltfaktors. Die Gefälle wurden unter Berücksichtigung von Messungen und vorhandenen landschaftsökologischen Klassifizierungen in die jeweilige Skala eingeteilt.
Hauptsächlich dienen die Zeigerwerte als Form der Bioindikation. Nimmt man beispielweise die Mittelwerte für die Taxa einer Vegetationsaufnahme, können die Standortbedingungen abgeschätzt werden, ohne dass weitere Messungen durchgeführt wurden.
Was genau hast du in deiner Abschlussarbeit erforscht?
Zum einen habe ich geschaut, wie der Stand der Dinge ist, was die Kartierung der Flora, die Eingabe und Analyse dieser Daten in Software und die vorhandenen Datenbanken angeht. Ich habe mir außerdem die ökologischen Zeigerwerte von Heinz Ellenberg genau angeschaut. Deren Anwendung ist umstritten, da sie eigentlich nicht für die Mittelwertbildung geeignet ist und Korrelationen mit tatsächlich gemessenen Umweltparametern nur bedingt vorhanden sind.
Letztlich war mein Ziel, eine Webanwendung zu entwerfen und umzusetzen, in der die vorhanden Kartierungsdaten unter selbst gewählten Kriterien abgerufen, mit den ökologischen Zeigerwerten verknüpft und anschließend statistisch ausgewertet werden. Das Prinzip lässt sich auf andere Daten ausweiten, die sich auf botanische Taxa beziehen – etwa die Rote-Liste-Einstufung oder Futterwertzahlen von Pflanzen.
Was waren deine Ergebnisse und welche Erkenntnis aus deiner Arbeit fandest du besonders spannend?
Das Ergebnis ist die Webanwendung Floralink inklusive der im Hintergrund arbeitenden Programmpakete, aus denen sie aufgebaut ist. Floralink ist online unter flora-link.de erreichbar und kann dort ausprobiert werden. Die Anwendung ist erstmal nicht für den tatsächlichen Einsatz in der Forschung gedacht. Zunächst soll sie zeigen, was bei der Analyse der vorhandenen Daten möglich ist.
Im Zuge der Literaturrecherche ist außerdem ein kleiner Überblick darüber entstanden, wie die ökologischen Zeigerwerte angewendet werden können und in welchen Hinsichten ihre Anwendung kritisch ist.
Ich fand es spannend mit der Geobotanik in eine recht spezialisierte Disziplin einzutauchen und einen Einblick in die Strukturen und Forschungsfelder zu gewinnen.
Welche Herausforderungen hast Du beim Bearbeiten deiner Arbeit erlebt und was würdest du anderen Studierenden für ihre Abschlussarbeit mitgeben?
Macht Pausen! Zeitmanagement bei Projekten, die in dieser Art vorher noch nicht gemacht wurden, ist eh immer tricky. Ich habe oft tagelang an der Arbeit gesessen und nicht darauf geachtet, mir das Wochenende freizuhalten oder auch mal eine ganze Woche. Dabei war das dringend nötig. Nicht nur für meine Entspannung, sondern auch um mit frischem Blick wieder auf die Arbeit schauen zu können.
Wie geht es jetzt, nach deinem Abschluss, für dich weiter?
Es gibt einige Möglichkeiten, aber ich möchte erstmal auf unbestimmte Zeit in Eberswalde bleiben. Ich liebe die Community hier. Seit 2021 arbeite ich als Tutor für die Projektwerkstatt Permakultur an der HNEE und werde diese im dritten Durchlauf noch über den Sommer zu Ende begleiten. Ich finde das Lehrformat sehr spannend und möchte da gerne noch weiter mitwirken, bevor ich schaue, welche Wege sich ergeben.
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