Ein Beitrag von Laura Danzeisen
der Titel der zweiten Auentagung im Nationalpark Unteres Odertal, die vom 21. bis 23. September im Nationalparkzentrum in Criewen stattfand.
Um auch allen Nicht-Anwesenden einen Einblick in die dort diskutierten Themen zu geben, wird die Veranstaltung mitsamt weiterführenden Links hier noch einmal zusammengefasst.
Seit Monaten wurde geplant, wieder verworfen, neu geplant, eingeladen und organisiert, damit sich 40 Interessierte zwei Tage ausführlich zu Gewässern und Auen austauschen konnten. Dabei waren die fachlichen Hintergründe, die institutionellen Verankerungen und Zielsetzungen der versammelten Referent*innen und Teilnehmer*innen durchaus sehr unterschiedlich.Aber eines hatten sie alle gemeinsam:
Wasser ist ein zentrales Thema ihres beruflichen oder privaten Interesses.
Mit Criewen als Tagungsstätte fand die Veranstaltung erneut an einem Ort statt, der von vielen Teilnehmenden die Bereitschaft zu einer weiten Anreise erforderte – die fiktive Ehrenurkunde für die meisten Kilometerpunkte geht dabei an einen Teilnehmer vom NABU Stuttgart, straight outta Ländle, lobend erwähnt werden die Kollegen vom NLWKN an der Ems.
Erster Tag – Naturschätze, Hochwasser und Würfelspiel
Am Donnerstag wurde das Wort zu Veranstaltungsbeginn erst einmal an die Naturschützer*innen erteilt: Das wurde genutzt, um den Anwesenden die im Land Brandenburg vorhandenen und nicht selten einzigartigen Naturschätze in Auen und an Fließgewässern in Erinnerung zu rufen. Denn nur was man schätzt, will man schützen. Außerdem wurden verschiedene Managementverfahren und Projektbeispiele, u.a. zur Renaturierung von Mooren und Flüssen, präsentiert.
In der zweiten Tageshälfte sprachen Referent*innen, die sich mit technischen, juristischen und ökonomischen Aspekten rund um Gewässerunterhaltung, -umbau oder Hochwasserschutz beschäftigen. Sie stellten dar, welche Themen im Wassermanagement abseits der ökologischen Renaturierungspraxis aktuell debattiert und umgesetzt werden. Besonders heiß und aktuell waren die Präsentation zur Festlegung von Überschwemmungsgebieten im Land Brandenburg oder die Frage, ob wir Natur einen monetären Wert beimessen können und sollten.
Den Abschluss des Tages lieferte Mark Schwalm vom Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung der Universität Wuppertal, der uns das Konzept der „aleatorischen Bürgerbeteiligung“ näherbrachte.
Im Sinne von alea iacta est (altbekannter Leitspruch für alle Asterix-Leser*innen), entscheiden bei kontroversen Projekten die Würfel des Zufalls darüber, welche Einwohner*innen sich zu einem Thema in Arbeitsgruppen eine Meinung bilden dürfen, welche dann als Empfehlung an zuständige Institutionen weitergeleitet wird. So soll sichergestellt werden, dass sich nicht immer nur die üblichen Verdächtigen, die gerne Donnerstagabend nach der Arbeit um 18 Uhr noch auf eine Infoveranstaltung gehen, zu einem Thema äußern. Das Konzept wurde auch am folgenden Tag noch stark diskutiert und hat vielen Anwesenden Denkanstöße geliefert.
Zweiter Tag – Wie sehen das eigentlich Nicht-Ökos?
Am folgenden Tag wurde das Thema Auen- und Gewässerschutz mit den Themen Touristik/Umweltbildung, Landnutzung oder auch Landschaftsästhetik verknüpft. Auf ein leidenschaftliches Plädoyer für mehr Tourismus und Bildung in Wildnisgebieten von Nationalparkpartnerin Frauke Bennett folgten Prof. Dr. Jürgen Peters Erklärungen zu Landschaftsästhetik und warum Ökologiebewanderte andere Dinge schön finden als Nicht-Ökos. Zusätzlich lag ein Schwerpunkt auf Naturschutzprojekten, bei denen großer Wert auf Kooperationen oder Beteiligungsprozesse gelegt wurde. Bereitwillig teilten die Referent*innen mit den Zuhörer*innen ihre Projekterfahrungen. Sie legten dar, was gut funktionierte und gaben Tipps – sprachen aber auch offen darüber, was nicht geklappt hat.
Im Anschluss an die Vorträge war noch ein dreistündiger Workshop
geplant, in dem einzelne Themen vertieft werden sollten. Doch unser Planungsteam sah, dass die Teilnehmer*innen durch den vielen Input geschafft waren und an einem Freitagnachmittag einfach die Luft raus war. Daher wurde spontan umgeplant und es folgte ein verkürzter Abschlussteil mit kleinen Diskussionsgruppen, in denen die Teilnehmer*innen Aspekte der vergangenen zwei Tage noch einmal Revue passieren lassen konnten.
Bei einer abschließenden Kanutour am Samstag wurde der Nationalpark vom Wasser aus bestaunt, nett geschnackt und noch einmal tief durchgeatmet, bevor alle wieder in ihre gewohnten Gefilde nach Hause abreisten.
Fazit der Tagung ist, dass es innerhalb des Naturschutzes vielfältige Überlegungen gibt, das eigene Image neu zu gestalten, auf mehr Leute zuzugehen und deren Vorstellungen in die eigene Arbeit zu integrieren. Um wirklich in den Dialog zu treten, hätten noch mehr Teilnehmer*innen aus Sparten außerhalb des Naturschutzes anwesend sein müssen, und nicht nur einzelne Akteur*innen. Für die nächste Veranstaltung, die auf einen Dialog abzielt, stehen deshalb Exkursionen direkt zu den Landnutzer*innen fest im Programm.
Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle allen Referent*innen aussprechen, die uns ganz offen von Erfolgen und Misserfolgen in Projekten berichtet haben. Nur so müssen nachkommende Generationen – also auch der ackerdemische Nachwuchs der HNEE - nicht in die gleichen Fallen tappen.
Alle unsere Studierenden und unseren Erstis, möchte ich an dieser Stelle noch mal motivieren, das Tagungsangebot an der Hochschule, in Brandenburg und in Berlin, dem Zentrum der Konferenzen, wahrzunehmen. Hier könnt ihr Praktiker*innen kennenlernen und hören, welche Ideen abseits der Lehre diskutiert werden.
Ich wünsche euch viel Spaß dabei.
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