In diesem Gespräch erklärt uns die LANU-Studentin Lumi, wie sie ihr Faible für Moore entwickelt hat und wie sie sich weiter in die Materie eingearbeitet hat.
Foto: Lumi Quandt (Urheberin: Aimée Abitz)
Hallo Lumi, schön, dass du uns heute von deinem Interesse berichtest. Bevor wir starten, stelle dich doch bitte unseren Leser*innen kurz vor und erzähle uns, wie es dich an die HNEE verschlagen hat.
Ich heiße Lumi, bin 21 Jahre alt und studiere Landschaftsnutzung und Naturschutz im 7. Semester. Mein Weg an die HNEE war relativ unspektakulär. Vor dem Studium hatte ich wenig mit Naturschutz am Hut. Meine Familie ist zwar naturbegeistert, aber über politische Gespräche und Ferien in der Natur ging dies nicht hinaus. Nach dem Abi wollte ich dann irgendetwas anfangen. Über meinen Vater hatte ich von dem Studiengang in Eberswalde gehört und habe es einfach versucht.
Wann kam schließlich deine Begeisterung für Moore auf?
Das hat sich ungefähr ein Jahr nach Studienbeginn herauskristallisiert. Ursache war ein Mix aus den Familienurlauben in Finnland (als Halbfinnin bin ich dort regelmäßig), bei denen ich die beeindruckenden und schönen Moorökosysteme erleben durfte und der Erkenntnis, wie schlecht es der Natur in Deutschland - u.a. durch den Wassermangel - geht. Insbesondere die Schönheit der Moorökosysteme mit ihrer offenen, für den Menschen lebensfeindlichen Landschaft sowie die Thematik des Landschaftswasserhaushalts haben mich gepackt.
Foto: offenes Moor in Liska (Finnland) (Urheberin: Lumi Quandt)
Auf welche Weise hast du dich dann mit dem Thema näher beschäftigt?
Zum einen war mir sofort klar, dass ich das Wahlpflichtmodul „Moor- und Gewässerkunde“ belegen möchte. Wir haben als Kleingruppe ein relativ tiefes Kesselmoor in der Nähe von Chorin kartieren dürfen. Mit Schilf- und Erlenbereichen, Torfmoosdecken, dem Einfluss des Bibers und vielem mehr. Es war ein sehr lehrreiches Erlebnis. On Top kam noch, dass meine Gruppe dadurch viel Zeit mit Prof. Dr. Vera Luthardt als Betreuerin verbringen durfte, wodurch ich viel gelernt habe.
Nebenbei habe ich mir einiges an Literatur zugelegt. Zum Einstieg war das Buch „Moore in Brandenburg und Berlin“ von Prof. Dr. Vera Luthardt und Prof. Dr. agr. i.R. Jutta Zeitz super. Über den Uni-Mailverteiler ploppte dann ein Torfbestimmungskurs vom Duene e.V. in Greifswald auf, den ich im April diesen Jahres besuchen durfte. Dies war zwar zum Teil Wiederholung, ging aber insbesondere bei der Großrestanalyse in die Tiefe. Das heißt, wir haben Torfproben gesammelt und unter Bino- und Monokular Pflanzenreste gesucht und bestimmt. Dadurch ist es möglich, Rückschlüsse auf die Entstehungsbedingungen zu ziehen. Die Besichtigung entwässerter Moore hat die Relevanz des Landschaftswasserrückhalts hervorgehoben. Gleichzeitig habe ich viele interessierte Menschen kennengelernt. Menschen, die gerade anfangen, sich mehr mit Mooren zu beschäftigen und Menschen wie Dierk Michaelis, der seine Lebensaufgabe den Mooren gewidmet hat. Das hat mich motiviert, am Ball zu bleiben. So habe ich mich direkt zum Torfmoosbestimmungskurs im Ahlenmoor angemeldet und bin zum Glück über die Warteliste reingekommen. Nachdem ich mich in Finnland nie an die Moose rangetraut habe, war dieser Kurs ein wunderbarer Einstieg in die Torfmooswelt. Uns wurden Bestimmungsliteratur und Materialien vorgestellt und gezeigt, wie man die Torfmoose unter dem Bino- und Monokular bestimmt. Hier ist zwar ordentlich Feinmotorik gefragt, aber es hat dennoch Spaß gemacht und ich werde das Bestimmen weiter üben.
Foto: entwässertes Ahlenmoor (Lumi Quandt)
Da steckt ja eine Menge Leidenschaft dahinter. Möchtest du deine Leidenschaft auch zu deinem Beruf machen? Und willst du deine Bachelorarbeit auch über Moore schreiben?
Genau, jetzt steht erstmal die Bachelorarbeit an. Hier untersuche ich mit einem Kommilitonen eine Niedermoorfläche bei Prenzlau. Hier werden wir weniger die Vegetation aufnehmen, sondern die Fläche per Fernerkundung hinsichtlich der Wasserstandsdynamiken analysieren sowie mit Landnutzenden mögliche Verbesserungsmaßnahmen entwickeln. So kann ich eine weitere, modernere Herangehensweise zur Untersuchung von Mooren kennenlernen.
Dann möchte ich den Master „Ecology and evolutionary biology“ in Helsinki machen. Ich hoffe, dass eine Spezialisierung auf Moore möglich ist. Auch in Finnland wird der Moorschutz immer relevanter. Es gibt zwar noch zahlreiche intakte Moore, aber der Torfabbau ist noch weit verbreitet.
Aktuell kann ich mir vorstellen, mich beruflich mit Mooren zu beschäftigen, aber bis dahin ist noch Zeit.
Zum Schluss: Hast du Tipps für kommende Studierende, ihren persönlichen Weg im Studium einzuschlagen?
Also erstmal, nicht stressen! Das Interesse für ein Thema kommt im Laufe der Zeit von selbst. Dann sollte man dem Interesse mit Literatur und Kursen nachgehen und schauen, ob man wirklich für das Thema brennt. An der HNEE haben wir das Glück, dass wir Einladungen zu diversen Kursen und Seminaren per Mail bekommen. Danach wird es schwierig und man muss danach aktiv suchen. Aber auch das geht, wenn man will!
Vielen Dank für das inspirierende Gespräch! Wir wünschen dir viel Erfolg beim restlichen Studium! Vielleicht liest und hört man in ein paar Jahren zum Thema Moor von dir😊!
Foto: vielfältige Moorflora (Urheberin: Lumi Quandt)
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