An einem sonnigen Herbsttag Anfang Oktober fand der erste Termin des WPM „Grünlandmanagement und Grünlandökologie“ in Form einer Exkursion statt. Eine kleine Gruppe von drei OLE und drei ÖAM Studierenden begab sich mit dem Dozierenden Nils Zahn auf Mini-Reise in die Uckermark, besser gesagt in die Gegend um Flieth-Stegelitz.
Der Fokus der Exkursion lag unter anderem auf Mob Grazing. Die HNEE hat dazu seit 2020 das DBU- Projekt „Mob Grazing in Nord-Ost Deutschland“ und seit 2021 das EIP-Forschungsprojekt „Mob Grazing im Ackerfutterbau“ laufen (in einem Interview mit Prof. Dr. Inga Schleip haben wir darüber bereits berichtet).
Muh & Moore
Zuerst besichtigten wir die Flächen von Carsten Ertel, der uns auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HNEE bekannt ist. Sein zweites Standbein ist eine kleine Aubrac Mutterkuh-Herde. Carsten erzählte uns von seinem Betrieb Liese & Töchter, seiner einzigen Maschine, dem Quad, den Besonderheiten seiner Quellmoor-Weideflächen, dem Low Stress Stockmanship, das er anwendet und seiner Fleischvermarktung.
Angekommen bei der Herde konnten wir Low Stress Stockmanship direkt in der Umsetzung erleben als es darum ging die Herde, wie beim Mob Grazing üblich, jeden Tag von der einen auf die nächste zu beweidende Fläche zu bringen. Das alles ging ohne Schreien, mit dem Stock schlagend oder rennend – mit wenig Stress eben – von statten.
Links: Die Herde auf der abgegrasten Fläche (Foto: Nikolai Scharsich),
Rechts: Die Herde nach dem Umtrieb auf der neuen Fläche (Foto: Sarah Volk)
Biodiversität Langzeit Monitoring
Nach einer Mittagspause auf einer der für die Gegend typischen Hügelkuppen mit Blick auf die umliegenden Seen und bis ins nächste Bundesland, bekamen wir von Uta Schumacher und Markus Rubenbauer eine Einführung in die Biodiversity Exploratories, ein Forschungsprojekt, das in einem groß angelegten Langzeit Monitoring den Einfluss der Landnutzung auf Biodiversität untersucht. Im Laufe des Gesprächs wurde klar, dass eine Vielfalt im Management oft eine Vielfalt der Biodiversität zur Folge hat – vor allem hervorgerufen durch zeitliche Variationen in der Landnutzungsintensität. Zu diesem Schluss kam auch ein Paper, das wir zur Vorbereitung gelesen haben.
Bei einem Spaziergang über die Flächen besichtigten wir die sogenannten Plots und die Transekte zur dort stattfindenden vielfältigen Datenaufnahme (u.a. Boden, Klima, Wetter, Insekten, Fledermäuse, Vögel etc.). Mit einem Metalldetektor durften wir die eingemessenen und mit langen Nägeln im Boden markierten unsichtbaren Punkte der Plots suchen. „Warum nicht sichtbar markieren?“ haben wir uns gefragt. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die Versuchsflächen von den Landwirt*innen wie eh und je genutzt und behandelt und folglich so die Ergebnisse am wenigsten verfälscht werden.
Uta Schumacher zeigt eine Karte der untersuchten Flächen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin; Gang über die Flächen beim Voßberg mit Messstation (Fotos: Sarah Volk)
Gibt´s hier Kaffee?
Gefühlt befanden wir uns im brandenburgischen Nirgendwo, wo der Ruf nach einem guten Kaffee im Nichts verhallt. Dachten wir. Doch Überraschung, nur ein kleiner Umweg brachte uns zum bonUM gustUM Regionalladen auf dessen schöner Terrasse wir über das Leben auf dem Land mit seinen Vor- und Nachteilen philosophierten.
Mob Grazing im Ackerbau
Gestärkt durch Kuchen und Kaffee ging es zu einer Fläche des EIP-Projekts Mob Grazing, das in Kooperation mit dem Gut Temmen durchgeführt wird. Dort wird mit einem Split Plot Design untersucht, wie sich Mob Grazing als mögliche Anpassungsstrategie an den Klimawandel im Vergleich zu einer praxisüblichen Umtriebsweide verhält. Das Projekt wird neben Prof. Dr. Inga Schleip von Nils Zahn betreut, der uns vor Ort einen super Einblick in das Forschungsprojekt gab. Was beim Lesen des vorab verschickten Papers noch nicht verstanden wurde, konnte nun im direkten Kontakt und vor Ort viel besser erfasst werden. Wir erfuhren, was genau eigentlich Mob Grazing bedeutet, wie es in diesem Versuch umgesetzt wird und durften eins der Messgeräte, den Grasshopper (ein Herbometer), selbst einsetzen.
Das Messgerät „Grasshopper“ & Die Mulchschicht, die seit dem letzten Beweiden entstanden ist (Fotos: Sarah Volk)
Es war ein Tag voller spannender Einblicke und mit einem guten Mix aus Praxis und unterschiedlichen Forschungsansätzen, die wir kennenlernen und mit eigenen Augen sehen konnten.
Zum WPM:
Das Modul hat zum Ziel, naturwissenschaftliche Agrarforschung besser zu begreifen und den Transfer zwischen Wissenschaft und praktischer Anwendung aufzuzeigen, natürlich immer im Kontext Grünland, doch die Übergänge zu Tierhaltung und Ackerbau sind fließend, wie zum Beispiel beim Wechselgrünland (in die Fruchtfolge integrierte Form des Grünlands, zum Beispiel mehrjährige Kleegrasgemenge oder Zwischenfrüchte, die beweidet werden).
Wenn euch Transekte oder Split Plot Design nichts sagen, ihr lernen wollt, wie ihr wissenschaftliche Paper lest und bewertet und euch Grünland mit seinen Bezügen zu Tierhaltung oder Ackerbau interessiert, dann ist dieses Modul echt empfehlenswert.
Zu Nils Zahn:
In der Reihe „Kennt ihr schon ...?“ stellen wir auf dem Blog die wissenschaftlichen Mitarbeitenden an unserem Fachbereich vor. Demnächst findet ihr hier ein Interview mit Nils Zahn in dem er uns über seine Arbeit berichtet. Darin erfahrt ihr noch viel mehr über das EIP-Forschungsprojekt „Mob Grazing im Ackerfutterbau“ und darüber, was Nils Zahn darin untersucht.
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