Ein Beitrag von Thea Schick
„Bio-Zierpflanzen und Kräuter – Nachhaltiger Gartenbau“ - unter diesem Titel fand die Jahrestagung der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen, der ÖKOmene und der LVG Heidelberg Mitte November an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Heidelberg statt.
Zur Recherche für meine Masterarbeit im Studiengang Öko-Agrarmanagement, habe ich mich auf die Reise in die schöne Stadt am Neckar gemacht.
Der Hintergund – Warum Bio-Zierpflanzen?
Bio-Zierpflanzen, also Schnittblumen, Stauden, Gehölze und Topfpflanzen, tragen das EU-Bio Siegel und können nach den Richtlinien von Bioland, Naturland oder Demeter zertifiziert werden. Im konventionellen Zierpflanzenbau werden eine Menge chemischer Pflanzenschutzmittel, Herbizide, Wachstumshemmer und synthetische Dünger eingesetzt. Ökologisch wirtschaften bedeutet neben Bodenschutz, Artenschutz und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen auch Gesundheitsschutz, vor allem für die Gärtner*innen und Florist*innen.
Damit ökologischer und nachhaltiger Zierpflanzenbau gefördert wird, gab es das Projekt "Entwicklung und Optimierung des Zierpflanzenanbaus zu nachhaltiger und ökologischer Produktion" im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und des BÖLN. Das neue Projekt zur „Optimierung von Pflanzenschutzstrategien für einen nachhaltigen und ökologischen Zierpflanzenbau“ läuft bis 2020. Beteiligt sind dabei die Bioland Beratung, die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen und die LVG Heidelberg. Die letzten beiden genannten waren Ausrichter der diesjährigen Tagung.
Die Tagung – Wie sieht die Zukunft von Bio-Zierpflanzen aus?
Morgens um 9.00 Uhr begrüßte Barbara Degen von der LVG Heidelberg die Teilnehmer*innen. Unter ihnen waren engagierte Gärtner*innen mit eigenen (Bio-)Betrieben, Mitarbeiter*innen aus Beratungsinstitutionen, Forscher*innen, Zulieferfirmen und Interessierte, die aus Deutschland, Schweiz und Österreich zur Tagung gekommen sind.
Andrea Frankenberg, Projektkoordinatorin des Bio Zierpflanzenprojektes der Bioland Beratungs GmbH und Robert Koch von der LVG Heidelberg führten durch das Programm.
Im ersten Block der Tagung ging es um die Vermarktung von Bio-Zierpflanzen und deren Perspektive. Andrea Frankenberg stellte das neue BÖLN Projekt (Laufzeit April 2017 – April 2020) vor. Hauptziele liegen in der Optimierung und Weiterentwicklung der Kulturverfahren zum vorbeugenden und direkten Pflanzenschutz und der Entwicklung nachhaltiger Pflanzenschutzverfahren sowie im Wissenstransfer. Bei diesem Projekt spielen Leitbetriebe eine große Rolle, inzwischen sind es 19 Gärtnereien – vom Teilumstellungsbetrieb bis zum Bioland-Betrieb, mit denen eine enge Zusammenarbeit bestehe.
Weiter ging es mit einem Vortrag zur Entwicklung einer Wertschöpfungskette Bio-Zierpflanzen. Bestehende gesellschaftliche Trends (Regional, Urban Gardening, DIY) begünstigen die Positionierung von Bio-Pflanzen und müssen aufgegriffen werden. Schwachpunkte in der Wertschöpfungskette (WSK) seien das Produktdesign, die Verbraucheraufklärung, die Zusammenarbeit mit dem Handel, die Sortimentsentwicklung und Engpässe bei Jungpflanzen und Saatgut in Bio-Qualität. Um die Potentiale der Bio-Zierpflanzen zu nutzen, sei eine Zusammenarbeit über alle Stufen der WSK notwendig. Auch die Idee zum Aufbau von Organisationstrukturen in Form einer Fördergemeinschaft besteht.
Im Anschluss wurde das Nachhaltigkeitskonzept der bellaflora Gartencenter GmbH aus Österreich vorgestellt. Das Unternehmen hatte 2004 ein Bio-Sortiment eingeführt, aber inzwischen wieder eingestellt. Die Konsument*innen „sind bezüglich der Zahlungsbereitschaft noch nicht dort, wo wir sie gern hätten“, so Isabella Hollerer, Nachhaltigkeitsbeauftragte der bellaflora Gartencenter GmbH. Gerade im Vergleich zu Bio-Lebensmitteln sei es schwer den Verbraucher*innen zu zeigen, dass auch Bio-Zierpflanzen einen Mehrwert bieten.
Inzwischen hat das Unternehmen aus Österreich einen neuen Ansatz: Ein eigener Standard (den sie zusammen mit dem FiBL erarbeitet haben) mit Grenzwerten für Pestizideinsatz. Kritische Stimmen aus dem Publikum merkten an, dass der Standard leider nicht für die Zuliefererbetriebe der Jungpflanze gilt.
Fazit des Vortrags war, dass Bewusstseinsbildung im Handel, an den Hochschulen und in der Forschung nötig sei, damit der Mehrwert von Bio auch im Zusammenhang mit Zierpflanzen verinnerlicht wird.
Nach der Mittagspause und einer kleinen Messe im Gewächshaus der Lehr- und Versuchsanstalt zu Präparaten, Nützlingen und Projekten ging es im zweiten Block der Veranstaltung um Pflanzenstärkung und -schutz.
Es wurden die rechtlichen Hintergründe zum Einsatz, zur Kennzeichnung und Zuordnung von Pflanzenschutz- und Düngermitteln erläutert. In einem weiteren Vortrag wurden Alternativen zu Nützlingseinsatz und Pflanzenschutzmittel vorgestellt: Die Gärtnerei Knobel arbeitet mit Homöopathie und Bioresonanzgeräten zur Behandlung von Pflanzenkrankheiten.
Nach einer kurzen Pause wurden aktuelle Versuchsergebnisse zum Thema Pflanzenstärkung, Wachstumregulation und Bio-Dünger für Topfpflanzen vorgestellt.
Fazit der Tagung
Bio-Zierpflanzen kommen so langsam aus ihrem Nischendasein. Immer mehr Gärtnereien interessieren sich für die ökologische Wirtschaftsweise und die Bekanntheit und Nachfrage steigt. Die Tagung hat gezeigt, dass es viele engagierte Pioniere und Akteure unter den Gärtner*innen gibt und ein Interesse an mehr Vernetzung und Organisation besteht.
Ausbaufähig sind die Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette, denn die meisten Gärtnereien vermarkten ihre Produkte im eigenen Laden oder Online-Shop. Wichtig für den Erfolg von Bio-Zierpflanzen ist auch die Aufklärung der Verbraucher*innen und eine ansprechende Vermarktung und Präsentation der Produkte.
Comments