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Dickköppiger Weizen und wertvolle Ackerwildkräuter

Ein Gastbeitrag von Jennifer Brandt und Ralf Bloch (AnpaG)


Unkraut, Beikraut, Biodiversität: Das, was zwischen und mit unseren Kulturpflanzen auf dem Acker wächst, ist meist unerwünscht aber dennoch wertvoll. Welche Wildpflanzen dulden wir in unseren Kulturen und welche Methoden der mechanischen Unkrautregulierung können angewandt werden? Der diesjährige HNEE-Feldtag am 6. Juni 2023 auf der Lehr- und Forschungsstation auf Gut Wilmersdorf legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Unkrautregulierung im Ackerbau.

HNEE Feldtag am 6. Juni (Foto: Judith Moering)

Das Interesse an Verfahren der mechanischen Unkrautregulierung ist derzeit groß, da aufgrund neuer Reduktionsziele beim Herbizid-Einsatz viele konventionell wirtschaftende Betriebe auf Lösungssuche nach alternativen Verfahren sind. Einige Lösungsansätze demonstriert der Ökolandbau, da es im Öko-Ackerbau bereits viel Know-how über Hack- und Striegelverfahren gibt. Ziel des Anfang des Jahres gestarteten AnpaG-Projektes ist es daher, ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe in Brandenburg stärker miteinander zu vernetzen. Im Rahmen kollegialer Beratungsformate und auf Feldtagen soll vorhandenes Wissen geteilt und neues Wissen gemeinsam entwickelt werden. Beim HNEE-Feldtag konnten Betriebe aus dem AnpaG Projekt gemeinsam mit Besucher*innen an drei Programmpunkten teilnehmen. Ein Rundgang durch die Versuchsparzellen, eine Führung über die Flächen des Gut Wilmersdorf sowie ein Fachvortrag zum Striegeln und Hacken standen auf dem Programm.


Los geht’s auf dem Acker

Ralf Bloch leitet den Rundgang (Foto: Judith Moering)

Prof. Dr. Ralf Bloch begrüßte die angereisten Gäste aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Forschung und leitete den Rundgang zu elf Stationen, an denen die Versuchsansteller*innen einen kurzen Input gaben und für Fragen zur Verfügung standen. Der VERN e.V. informierte über alte Getreidesorten und ihre Anbaumöglichkeiten. So kultiviert der Verein etwa Winterbinkel (mit „B“). Eigentlich aus dem Alpenraum stammend, ist der Binkel bei uns seit den 1950er Jahren so gut wie verschwunden. In Österreich hat der Verein die alte Sorte ausgegraben und vermehrt diese, ebenso wie den seltenen Marienroggen.


Anbau in Zeiten von Klimakrise

Typisch Brandenburg im Juni, wurden seitens der Teilnehmenden vielfach die für die Region charakteristische Trockenheit und die Anpassungsfähigkeit von Kulturen und Anbaustrategien thematisiert, etwa: Welche Sojabohnensorten eignen sich für Brandenburger Bedingungen? Sind Linsen und Kichererbsen Zukunftskulturen in der hiesigen Streusandbüchse? Lassen sich Erbsen und Ackerbohnen, bei tendenziell abnehmendem Frost, auch als Winterungen kultivieren? Welche Futterleguminosen in welchen Gemengen eignen sich unter dem Einfluss der Klimakrise für den Anbau in Brandenburg? Viel Aufmerksamkeit bekam auch die zweite Auflage des KI-gesteuerten Hack- und Jäteroboters des WIR-Region 4.0 Projekts, der helfen soll, Hackfrüchte wie die Zuckerrübe in Brandenburg wieder zu etablieren.

Auf einer Versuchsparzelle wurden seltene Ackerwildkräuter wie der Ackerschwarzkümmel, Ackerröte oder der Feldrittersporn vorgestellt. Diese sind in unseren Landschaften teils stark gefährdet und es wurde angeregt, aktiv zum Schutz dieser an die Ackernutzung angepassten Wildkräuter beizutragen, zumal diese meist konkurrenzschwach und damit kaum ertragsmindernd sind (Ausnahme Kornrade).

Mittags referierte Dr. Arnd Verschwele vom Julius-Kühn-Institut, spezialisiert auf Unkrautregulierung im ökologischen Anbau, zu verschiedenen Hack- und Striegeltechniken und ihren Effekten.

Hack- und Striegeltechnik ganz anschaulich

Beim Rundgang über die Flächen des Gut Wilmersdorf konnten die Feldtagsbesucher*innen die Hack- und Striegelergebnisse direkt im praktischen Anbau begutachten. Jörg Juister, der Betriebsleiter, gab eine Einführung in die die Fruchtfolge-, Dünge- und Pflegeprinzipien des uckermärkischen Ackerbaubetriebs. Besichtigt wurden Sommer- und Wintergerste, Senf mit Wicke als Stützkultur, Luzerne, weiße Lupine, Kleegras und Weizen. Bei letzterem erprobt das Gut den Anbau der alten Sorte „Dickkoppweizen“ für eine regionale Bio-Bäckerei. Das Gut Wilmersdorf baut mit seinen insgesamt neun Mitarbeitenden auf rund 1100 Hektar neben Getreide auch Ölsaaten sowie Heil- und Gewürzkräuter wie Fenchel, Kümmel, Koriander an und vermehrt Ringelblumen. Alle Kulturen werden zur Lebensmittelerzeugung erzeugt, ein Leguminosenanteil in der Fruchtfolge von rund 30 Prozent dient der Bodenfruchtbarkeit. Regen Austausch gab es unter den Teilnehmenden zur teilflächenspezifischen Bewirtschaftung (Düngung, Kalkung) auf den eiszeitlich geprägten, in ihrer Bodengüte sehr heterogenen, Flächen.

Wir freuen uns schon auf 2024 und den nächsten Feldtag auf Gut Wilmersdorf.

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