Achtung, NaRegios on Tour! Am 5. und 6. Juni waren Studierende des 2. Semesters in Storkow, Brandenburg, unterwegs. Wie nachhaltige Regionalentwicklung in schöner Kulisse stattfinden kann, wofür ein Causal Loop Model gut ist und was mensch in der Storkower Burg so alles machen kann, erfahrt ihr in diesem Beitrag 😊
Was war das für eine Exkursion?
Die Exkursion fand im Modul „Akteursgruppen und Prozessgestaltung in der ländlichen Entwicklung“ von Prof. Dr Katja Arzt und Prof. Dr. Benjamin Nölting in Zusammenarbeit mit M.Sc. Julia Finkenzeller vom Projekt LoNa statt. LoNa steht für „Lokal Nachhaltig - Engagiert für die Zukunft - Kommunalpolitische Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und ist ein Forschungsprojekt am Fachbereich „Wald und Umwelt“ der HNEE, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und geleitet von Prof. Dr. Martin Welp sowie Julia Finkenzeller von der HNEE. Durch das Projekt werden Akteur*innen im Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Kommune unterstützt. Ziel ist (auch) der Aufbau einer Best-Practice- und Austauschplattform.
Doch zurück zum Modul: Im Modul lernen wir, welche Akteur*innen Einfluss auf die Gestaltung der ländlichen Entwicklung nehmen, z.B. Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Unternehmen und wie wir Prozesse zwischen Akteursgruppen begleiten und moderieren können. Dank der Zusammenarbeit mit dem Projekt LoNa konnten und können wir das Gelernte direkt praktisch anwenden!
Das Projekt LoNa unterstützt die Kommune Storkow zurzeit bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Die strategischen Ziele werden von einer sogenannten Steuerungsgruppe aufgestellt. Diese besteht aus Vertreter*innen verschiedener Akteursgruppen Storkows, z.B. Ortsvorsteher*innen, Angestellten des Familienzentrums, der Kirche, der Bundeswehr oder Mitgliedern des Seniorenbeirats. Der Exkursion ging ein Workshop mit Katja Arzt, Julia Finkenzeller und Martin Welp voraus, in dem die Teilnehmer*innen der Steuerungsgruppe sich als Gruppe kennenlernten, die Leitziele für die Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt bekamen und erste Maßnahmen herausarbeiteten.
Unser Beitrag bestand nun darin, mit verschiedenen Methoden (Haustürgespräche, Workshop, Causal Loop Modeling) mehr Informationen über die Erreichung der Leitziele zu erheben, beispielsweise Ansatzpunkte für Veränderungen, Hemmnisse der Akteursgruppen und der Bürger*innen.
Haustürgespräche sind ziemlich genau das, wonach sie klingen: Kurzgespräche an Haustüren in verschiedenen Ortsteilen zu vorab festgelegten Fragen, wobei die Antworten dokumentiert werden. Im Workshop wurde mit der Steuerungsgruppe zum Leitziel “Generationengerechte Stadt“ fleißig diskutiert. Aber, was bitte schön, ist denn Causal Loop Modeling?! Causal Loop Modeling ist ein Interview, das eher an einen Dialog erinnert. Die Interviewmethode visualisiert das Gesagte direkt, damit während des Interviews mögliche Stellschrauben entdeckt werden können und neue Einsichten entstehen, wie ein vorher gesetztes Ziel erreicht werden kann. Es geht darum herauszufinden, welche Dinge aus der Perspektive der interviewten Person einen Einfluss darauf haben, damit das Ziel erreicht werden kann, und wie diese Dinge miteinander in Verbindung stehen. Um über diese Verbindungen zu sprechen, gibt es die Visualisierung, in der Verbindungen zwischen den Faktoren durch Pfeile symbolisiert werden.
Tag 1 // Datenerhebung und Burgabend
Mit Isomatten, Moderationskoffer, Flipcharts und Snacks im Gepäck kamen wir Montag mittags auf der Burg Storkow an. Die Burg ist eine Kulisse für Veranstaltungen und Konzerte, es gibt eine Ausstellung über die Burg und deren Geschichte, einen Burgshop sowie ein Burgcafé. Auch die Stadtbibliothek befindet sich in den Räumlichkeiten. Was für eine noble Unterkunft für Studis, seht her!
Nachmittags schwärmten wir NaRegios aus, führten Haustürgespräche und die ersten Causal Loop Interviews. Für die Ergebnisse müsst ihr euch noch ein paar Zeilen gedulden… Trotz mancher Planänderungen konnten alle Interviews stattfinden, dank des flexiblen Teams vor Ort!
Hektisches Treiben und Laugengebäckduft vor dem Workshop: Es gab Flipcharts aufzuhängen, Snacks und Getränke vorzubereiten und letzte Absprachen zu treffen. Der Workshop selbst fand im schicken Burgsaal statt.
Spätestens nach dem Workshop waren die meisten geschafft und zufrieden. Beim gemeinsamen Pizzaessen auf der Burg, spendiert von der Projektförderin, erzählten wir uns von unseren Erlebnissen und ersten Ergebnissen und ließen den Tag ausklingen. Aber halt, dann waren da ja noch das Baden im Storkower See bei Abendröte, einige schaurige Werwolfnächte mit Burgkulisse und wie hat Hanna es eigentlich geschafft, beim umgekehrten Verstecken dieses wahnsinnig versteckte Versteck zu finden?!
Tag 2 // Feedback und Naturführung
Der Dienstag startete mit Yoga in einer sehr kleinen Runde – alle anderen kosteten die letzten Minuten wertvollen Schlaf aus oder bereiteten sich schon auf ihr Interview vor. Nach dem Frühstück fanden letzte Causal-Loop-Interviews statt und natürlich die gemeinsame Zusammenfassung der Ergebnisse, auf die die Praxispartnerin vor Ort schon sehr neugierig war. Falls auch ihr neugierig seid: Ideen über Ideen taten sich auf, beispielsweise könnten das Fahrradnetz und das Dalli-Bus-Angebot ausgebaut werden, das Zusammenkommen von Generationen über die Einbindung von Senior*innen in den Unterricht gestärkt und die Finanzierung der Kitas gesichert werden.
Nach dem vielen Denken und Diskutieren war die abschließende Führung zu den benachbarten Wasserbüffeln und durch die Storkower Salzwiesen sehr wohltuend.
Führung durch die Salzwiesen und zu den Wasserbüffeln (Fotos: Julia Finkenzeller, Astrid Hornuff)
Am späten Nachmittag zogen wir schlappen, aber erfüllten NaRegios wieder von dannen. Die Exkursion ist zu Ende, aber die Arbeit an der Nachhaltigkeitsstrategie von Storkow noch lange nicht: Wir Studierenden arbeiten unsere Ergebnisse themenbezogen aus und stellen diese ansprechend auf Forschungspostern dar. Unterstützt durch die Poster wird die Steuerungsgruppe im Juli die strategischen Ziele der Kommune in einem Workshop erarbeiten.
Ich denke, nicht nur Charlotte fand die Exkursion lehrreich und fand es „toll, dass wir diesen Experimentierraum bekommen haben“. Danke an unsere Dozierenden und die Praxispartner*innen, die uns diese Erfahrungen ermöglicht haben! Danke an Julia Finkenzeller für die Durchsicht dieses Artikels.
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