Nach einem Jahr Pause, fand am 15. Juni 2021 wieder der jährliche Feldtag der HNEE in Zusammenarbeit mit Gut Wilmersdorf, VERN e.V. und LELF auf unserer Lehr- und Forschungsstation (LFS) auf Gut Wilmersdorf statt und bot seinen rund 70 Gästen, darunter Landwirt*innen, Studis, Züchter*innen, Berater*innen und Wissenschaftler*innen, spannende Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte und darüber hinaus.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Ralf Bloch konnten verschiedene Infostände um und zwischen den Versuchsparzellen besucht, Vorträgen in der Scheune gelauscht oder an einem Betriebsrundgang über die angrenzenden Felder teilgenommen werden.
Foto oben links: Alte Getreidesorten (und Ackerbegleitflora) auf den Parzellen des VERN, Foto oben rechts: Prof. Dr. Wilfried Hierold hob mit einer Studigruppe des Moduls Bodenlandschaft und Stoffhaushalt das Bodenprofil dieser Parabraunerde aus, Foto unten links: Bei der Hoftour - Anis kämpft gegen die Konkurrenz an, Foto unten rechts: Auf dem Weg zu Kümmel, Anis und Lein
Foto Credits: Annalena Schreib
Parzellen Hopping
Während einige Pflanzen wie Hirse und Soja sich erst vor Kurzem aus dem Boden gewagt hatten, konnten an anderer Stelle bereits gut entwickelte Lupinen- oder Kichererbsenjungpflanzen bestaunt werden. Daneben konnten Informationen zu Versuchen mit Hafer (als Stützfrucht) und Linsen und die Versuchsfläche des VERN e.V. auf der alte Sommer- und Wintergetreidesorten wuchsen, deren Erscheinungen genauso vielfältig wie die Namen waren, gesammelt werden. Verschiedene Kleesorten in Reinsaaten und im Gemengeanbau waren zu sehen, sowie Zwischenfruchtgemenge verschiedener Sorten und Kombinationen.
Seit diesem Jahr ganz neu auf der LFS ist die Zuckerrübe, deren ökologischer Anbau im Rahmen des WIR-Region 4.0 Projekts mit Feldrobotik-Unterstützung getestet wird.
Hi-Tech gestützter Anbau
Mensch muss nicht Hydrologie studiert haben, um zu erkennen, dass Wasser ein immer knapperes Gut wird. Die trockenen Hitzesommer der vergangenen Jahre sprechen für sich. Da Pflanzen zum Wachsen aber nun einmal Wasser benötigen, müssen neue, noch wassersparendere Methoden zur Bewässerung entwickelt werden. Ein Beispiel sind Drohnen, die mittels kameragestützter Farberkennung zentimetergenaue Übersichten erstellen, wo auf dem Acker Pflanzen besonderem Trockenstress ausgesetzt sind, was wiederum eine effizientere Bewässerung ermöglicht. Ein Stand stellte solche Drohnen vor und erklärte was noch so alles damit möglich ist.
Von Zuckerrüben und Klee
In der Maschinenhalle gab es zwei Online-Vorträge zu den Themen Zuckerrübenanbau und Optimierung der internen Kleegrasverwertung in viehlosen Betrieben.
Da die Zuckerrübe eine sehr pflegeintensive Pflanze ist, lag der Fokus des Vortrags von Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein vom Institut für Zuckerrübenforschung vor allem auf der computer-gesteuerten Hack- und Beikrautregulierungstechnik, um auch im Ökolandbau unter Verzicht auf Herbizide stabile Erträge bei angemessenem Arbeitszeitbedarf zu erzeugen.
Der zweite Vortrag von Verena Jalane, Versuchstechnikerin an der Universität Kassel stellte ein Forschungsprojekt vor, welches verschiedene Nutzungsformen von Kleegras, beispielsweise als Mulchschicht, Gärprodukt, Pellets oder Kompost hinsichtlich des am Ende (wieder) auf dem Feld landenden Stickstoffs untersuchte. Der Fokus lag dabei verstärkt auf der Kompostierung des Kleegrases, da so ein nach der Fertigstellung flexibel einsetzbarer Dünger mit langfristiger Wirkung generiert werden kann. Verschiedene Verfahren der Kompostierung wurden hinsichtlich der Stickstoff-Verluste verglichen und der kohlenstoffhaltige Strukturanteil in den Ausgangsmaterialien der Kompostzusammensetzung als ein Schlüsselelement zur Reduzierung der Stickstoff-Verluste hervorgehoben.
Zum Schluss eine Betriebsführung
1.200 Hektar gehören zum Gut Wilmersdorf, besichtigen konnten wir davon natürlich nur einen Teil. Nach einigen allgemeinen Informationen zum Hof und Getreideanbau, lag der Schwerpunkt der Tour über die Felder vor allem auf den Gewürzpflanzen, mit denen im Moment experimentiert wird. Zum Beispiel wächst auf einem Schlag Winterkümmel unter Hafer, der aromatischer als die Sommerform ist. Dessen Jugendentwicklung dauert zwar lange aber durch den Anbau als Untersaat kann die Fläche effektiver genutzt werden. Der Anis versteckte sich noch zwischen der Konkurrenz, der Öllein wog sich schon im Wind und die mehrjährigen Staudenfenchel Felder standen bereits in voller Pracht.
Es hätte sicher noch viel mehr spannende Themen gegeben, doch sowohl unsere Aufnahme-kapazität, als auch die Zeit war begrenzt und als am frühen Nachmittag die Zelte abgebaut wurden, machten wir uns auf den Weg zum Zug zurück nach Eberswalde.
Comments