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AutorenbildSophie Freitag

Im RE3 mit Melanie Kröger


© Darren Bockman // Unsplash


Wir geben zu als wir diese Rubrik im Herbst 2016 geplant haben, ahnten wir nicht, dass die Bahn uns einen Strich durch die Rechnung machen würde. Bis Anfang nächsten Jahres laufen Bauarbeiten auf der Strecke Berlin-Eberswalde. Aus 32 Minuten werden 50 Minuten Bahnfahrt. Regionalexpress, Regionalbahn, SBahn oder auch der Bus verbinden und fortan mit der Hauptstadt.

Zum Auftakt ging es mit Dr. Melanie Kröger in der Regionalbahn Richtung Berlin. Seit Mai 2016 erforscht sie gemeinsam mit Prof. Dr. Jens Pape und Frederic Goldkorn den verpackungsfreien Supermarkt. Gefördert wird das Projekt aus dem Bundesprogramm Ökolandbau und anderen Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Kooperiert wird vor allem mit den zahlreichen Ladenbetreiber*innen von unverpackt Märkten.


Mit der Praxis für die Praxis


Das Team erstellt mit der Forschung einen Überblick über den Stand der unverpackt-Läden in ganz Deutschland. Sie zeigen auf, wo sind die Stellschrauben, wo hakt es und das Besondere: Sie binden die Ladenbetreiber*innen mit ein.

Letzten Oktober trafen sie sich in Berlin das erste Mal mit einer Gruppe von Ladenbetreiber*innen, logistisch schon eine Meisterleistung denn bei den meisten Ladenbesitzer*innen  ist Zeit ein rares Gut. Samstags stehen sie bis abends in ihrem Laden und montagmorgens auch wieder. So blieb nur der Sonntag. Hier lernten sich alle kennen und kamen innerhalb kürzester Zeit zu ersten Ergebnissen.

Ein Netzwerk aus unverpackt-Läden wird gegründet, um den Austausch untereinander zu erleichtern und Wissen zu teilen. Auf der Internetseite sollen Interessierte gebündelt Informationen erhalten. Die Ladenbetreiber*innen sollen in einem internen Bereich ein Forum erhalten und sich austauschen können, beispielsweise zu Fragen wie: wo gibt es Schokolade in möglichst großen Gebinden, welche Erfahrungswerte gibt es bei unterschiedlichen Lieferanten, was gilt es bei der Hygieneverordnung besonders zu beachten?

Im April trafen sie sich wieder, dieses Mal in Mainz. Um die 30 Teilnehmer*innen von 20 unverpackt-Geschäften waren dabei. Die Gruppe der Teilnehmer*innen wächst sein Projektbeginn. Zur Orientierung: bei der Idee zum Projekt gab es drei unverpackt- Märkte, heute gibt es über dreißig.


Tagebuch für die Forschung


Die Forscher*innen möchten nun herausfinden, wie funktioniert der unverpackte Einkauf tatsächlich.

Einen Monat lang führen Kund*innen der unterschiedlichen Märkte für das Forschungsteam Tagebuch. Sie dokumentieren ihren Einkauf mit Kassenbon, schreiben auf wie sie zum Laden gekommen sind (zu Fuß, per ÖPNV, Fahrrad oder Auto), geben an, in welchen Behältnissen sie die unverpackten Lebensmittel transportieren und welche Produkte sie in anderen Geschäften kaufen.


Herausforderungen für alle Gruppen


Nicht nur die Kund*innen stellen sich den Herausforderungen, die Mitarbeiter*innen in den Geschäften haben neue andere Arbeiten: Das Umfülllen von Großgebinden in die für den Verkauf vorgesehenen Behältnisse, die Reinigung ebendieser, Finden von passenden Lieferanten, also jene die ihre Produkte in Großgebinden vertreiben.

Für Lieferanten stellt sich die Frage: Wie  Produktmarketing betreiben, wenn das Produkt ohne Verpackung im Laden steht? Wo werden Markennamen, Inhaltsangaben und Nährwertinformationen abgebildet?

Das Projektteam versteht sich als Schnittstelle zwischen Ladenbetreiber*innen und Lieferanten.

Studentische Mitarbeit gibt es in dem Projekt auch, eine Masterstudentin schrieb letztes Semester ihre Abschlussarbeit. Sie hat zwei unverpackt- Läden mit zwei normalen Läden vergleichen und bei zehn Produkten nachgemessen wie viel Müll pro Produkt tatsächlich eingespart wird.


Lessons learned


Für Melanie Kröger ist an dem Projekt und dem Thema besonders, dass die Ladenbetreiber*innen oft Quereinsteiger*innen sind. Wenige verfügen über eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich oder kommen aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Die Hürden des Alltags meistern sie trotzdem. Viel Enthusiasmus, Tatendrang und eine „Wir machen das einfach“-Einstellung führen dazu, dass es voran geht und die Beteiligten sich nicht entmutigen lassen. Anfang März berichtete Melanie Kröger  im SWR2 vom Forschungsprojekt.

Bis April 2018 forscht das Team noch, wir sind gespannt, wie viel unverpackt Läden bis dahin noch eröffnen.

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