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AutorenbildSophie Freitag

Fridays for Future goes HNEE

Aktualisiert: 24. Juni 2019


photo credits go to Luca Samlidis & Hilke Fritz

Students for future

Sonntagmorgen um 11 Uhr, Berlin Adlershof: Ohne es geplant zu haben, finde ich mich mit einem Mikro in der Hand vor rund 80 Leuten wieder, die mich erwartungsvoll anschauen. Gerade eben noch haben wir das Konzept für die jetzt anstehende Gruppenarbeit entwickelt und jetzt steh' ich hier und soll es so erklären, dass es jede*r versteht und später aus den drei Workshops von gestern in jeder Gruppe Vertreter*innen sind. Kein Ding! Oder?

Es klappt tatsächlich sehr gut und wir erarbeiten jetzt gemeinsam die Synthese des ersten bundesweiten Vernetzungstreffens der FridaysforFuture-Studierenden AG. Hier sind Anfang Juni von 35 Hochschulstandorten an diesem Wochenende rund 80 Studierende angereist, um sich zu vernetzen und voneinander und miteinander zu lernen. Von der HNEE sind Sebastian und ich, beide RUNer*innen, vor Ort. Bisher waren wir gar nicht bei FridaysforFuture aktiv (mal abgesehen von den Demobesuchen). Wir sind hier, weil wir Wege suchen, vom Wissen zum Handeln zu kommen und eine Antwort auf die Frage: „Was kann ich denn jetzt tun?“.


Langeweile? Fehlanzeige!

Vieles ist für uns neu: Die Strukturen, die Sprache, die Kommunikationswege - erstmal reinfinden, und dann: mitgestalten. Es ist ein wirklich besonderes Treffen: Es ist organisiert, aber nicht durchstrukturiert; es ist improvisiert, aber nicht chaotisch. Es ist in sich selbst irgendwie natürlich, lebendig, wird von allen mitgestaltet. Jede*r kann zu Wort kommen und sich einbringen, Vorschläge machen, die angenommen werden oder auch nicht. Jede*r kann auch einfach nur da sein und das Programm, was auf diese Weise entsteht mitmachen. Das Beste daran ist, dass die Motivation der Teilnehmenden so stark ist: Hier langweilt sich niemand, hier sind alle dabei. Warum?


Alle mal Hausaufgaben machen

Weil wir wissen, dass wir an einem Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte stehen: Die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens werden nicht eingehalten, der Klimawandel und seine Auswirkungen werden von der Politik ignoriert und teilweise sogar geleugnet. Dabei läuft uns die Zeit davon, denn der CO2-Ausstoß, der den Klimawandel maßgeblich verursacht, wird nicht erheblich eingeschränkt. Wir nähern uns immer mehr einer Situation, in der wir den globalen Klimawandel weder aufhalten noch rückgängig machen können. Dies ist wissenschaftlich seit Jahren belegt! Und wir alle werden vom Klimawandel betroffen sein: Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitzewellen, Starkregen und Überflutungen werden immer häufiger; das Massenaussterben der Tier- und Pflanzenarten wird sich noch verstärken. Der Meeresspiegel wird weiter über mehrere Meter ansteigen und Milliarden in Küstenregionen lebende Menschen werden dadurch ihre Heimat verlieren und flüchten müssen. Handelt die Bundesregierung entsprechend der wissenschaftlichen Erkenntnisse? Nein, tut sie nicht. Unsere Bundesregierung hält völlig unberührt von den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen weiterhin an einer fossilen Energieversorgung fest! Nun, wenn ich in meinen Studienarbeiten die wissenschaftlich belegten Fakten nicht berücksichtige, dann falle ich durch. Nicht bestanden! Wenn das die Bundesregierung tut, dann fallen wir alle durch: Die Klima-Ziele werden nicht erreicht, die Erwärmung setzt sich unkontrolliert fort und dann haben wir das, was wir sonst nur im Kino sehen: Weltuntergang! Leider kommt nur keine Superheldin geflogen, um die Menschheit da wieder raus zu holen.


Klimawandel geht uns alle an

Deshalb sind wir also hier und am Samstag gibt es drei Workshops, die sich verschiedenen Themen widmen. Der erste ist ein „How-to?“-Workshop und ist von den Studierenden der Uni Leipzig vorbereitet: Sie zeigen, wie sie innerhalb von 2 Wochen eine Studierenden-Vollversammlung einberufen haben, bei der 1.200 Studierende anwesend waren und sich für eine klimafreundliche Politik der Uni Leipzig und natürlich auch der Bundesregierung ausgesprochen haben. Der zweite Workshop öffnet den Raum für Austausch und gibt den Teilnehmenden im ersten Teil die Möglichkeit, sich zu den Handlungsmöglichkeiten an ihren Unis auszutauschen und im zweiten Teil darüber nachzudenken, welche Veränderungen an den Unis gefordert werden können. Der dritte Workshop stellt die Verbindung zu den Gewerkschaften her: Klimawandel ist kein exklusives Studierenden-Problem, sondern ein Problem, das alle betrifft. In den Gewerkschaften sind in Deutschland rund 6 Millionen Arbeitende organisiert, die ebenfalls ein Interesse daran haben, in Zukunft auf einem bewohnbaren Planeten zu leben. Der Workshop spricht über bestehende Kooperationen und über das Potenzial und die Notwendigkeit, sich mit den Gewerkschaften zu vernetzen.


Das amerikanische Vorbild?

Samstag Abend gibt es einen spontanen Gastvortrag von Jane McAlevey, Gewerkschaftsberaterin aus den USA. Sie erklärt uns, wie sie es in den USA schaffen, dass zehntausende von Arbeitenden sich organisieren, gleichzeitig in den Streik gehen und Verhandlungen erfolgreich führen. Es kommt mir ein wenig vor wie ein Zauber, aber eigentlich ist es nur gut koordiniertes, strukturiertes und planvolles Vorgehen. Und dieses erfolgreiche Konzept kann man anwenden lernen! Der Seminarraum ist völlig überfüllt, es ist ein langer Tag für alle gewesen, die Luft im Raum ist schlecht und trotzdem hängen alle an ihren Lippen … Danach geht es gemeinsam weiter zum Klimacamp vor dem Bundeskanzleramt, um die dort protestierenden Menschen zu supporten. Wir nehmen den Zug nach Eberswalde, denn am Sonntag geht es morgens gleich weiter …


Arbeitsgruppen for Future

Die Synthese, also das zusammenfassende Ergebnis des Wochenendes, ergibt sehr viele positive Punkte, z.B. wie gut und hilfreich das Erlernen von Methoden war und die Workshops. Sie zeigt auch die Dinge auf, die noch Sorgen bereiten oder verbesserungswürdig sind, z.B.: Was machen in den Semesterferien? Wie mit den kommenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen umgehen? Im Folgenden werden dann zu den Kernthemen kurzerhand Arbeitsgruppen gegründet. Das geht wieder unkompliziert im Fridays-For-Future-Studi-AG-Stil: Auf dem Boden liegt ein Flipchart mit den gesammelten Themenbereichen, die zukünftig bearbeitet werden und jede*r kann einfach Namen mit Telefonnummer zu der AG schreiben, an der er oder sie sich beteiligen möchte.


Sebastian und ich fahren nach dem Abschied heim nach Eberswalde und gründen die Fridays for Future Studi-AG Barnim. Innerhalb von nur zwei Tagen sind wir bereits zehn Studis! Wir werden uns hier an unserer Hochschule dafür einsetzen, dass in Deutschland alles dafür getan wird, den Klimawandel aufzuhalten. Und wir bieten allen, die genauso wie wir nach Wegen zum Handeln suchen, eine Möglichkeit, diese Handlungsmöglichkeiten gemeinsam zu erkennen und umzusetzen.


Schreibt uns unter f4f@hnee.de!


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