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Teampreneurship | Gemeinschaftlich unternehmerisch Handeln und Wirken

Aktualisiert: vor 1 Tag

Im Sommersemester 2023 wurde an der HNEE erstmals das fachbereichsübergreifende Seminar "Teampreneurship – Gemeinschaftlich Gründen und Handeln" angeboten. Unter der Leitung von Dr. Marianne Nobelmann erkundeten wir Themen wie Teamphasen, nachhaltige Organisationskultur, flache Hierarchien am Arbeitsplatz und die Prinzipien von "New Work". Dabei erweiterten inspirierende Gastbeiträge unseren Horizont.

Während einer Exkursion zum Unternehmen "Dark Horse Innovation" bot sich mir die einzigartige Gelegenheit, eine neue Perspektive auf Fehlerkultur und das Lernen aus Fehlern zu gewinnen. In diesem Artikel werde ich unsere Erfahrungen während des Besuchs bei Dark Horse Innovation innerhalb des Modulrahmens beleuchten und aufzeigen, wie eine offene Fehlerkultur die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens maßgeblich steigern kann.


Design von Robin Miller


Fehler feiern lernen - Das Dark Horse der Teamstärkung

Willkommen zur außergewöhnlichen Feierlichkeit, bei der wir heute die Fehler hochleben lassen! Denn Fehler sind keine Tabus, sondern Teil des Lebens und Lernens. Diese scheinbare Paradoxie - das Feiern von Fehlern, indem wir Freude und Glück mit Fehlererfahrungen verknüpfen - ermöglicht es uns, veraltete Haltungen zu überwinden und eine spielerische Umgebung für Kreativität zu schaffen. Lass uns gemeinsam Fehler neu entdecken und sie als Chance nutzen!

DARK HORSE - Der Partystarter

Im Rahmen des Moduls “Teampreneurship” habe ich eine inspirierende Exkursion zur „DARK HORSE INNOVATION“ in Berlin erlebt. Der Begriff “Dark Horse” kommt aus dem Kontext von Sportwetten bei Pferderennen. Ein unscheinbares, junges Pferd, das überraschend ein Rennen gewonnen hat, wird als „Dark Horse“ bezeichnet. Das Gründungsteam aus 30 ehemaligen Kommiliton*innen des Studiengangs "Design Thinking" am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam hat ähnlich einem „Dark Horse“ der klassischen Unternehmenswelt gezeigt, dass eine offene Fehlerkultur mit agiler und kreativer Arbeitsweise Grundlage für eine Innovationswerkstatt ist. Kreativmethoden, Reflexionsschleifen und Wertschätzung helfen, frühzeitig Fehler zu erkennen und aus ihnen zu lernen. Dabei hilft eine kontinuierlich lernende Umgebung, in der sich Prozesse anpassen, statt stur am Plan festzuhalten. Darauf baut die Design-Thinking-Methode auf. Das ist eine kreative Problemlösungsmethode, die sich auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen konzentriert. Sie beinhaltet die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams, um innovative Lösungen zu entwickeln, indem man sich in die Perspektive der Nutzer*innen versetzt, Ideen generiert, Prototypen erstellt und kontinuierlich Feedback integriert. Es ist ein iterativer Prozess, der dabei hilft, praktische und anwendungszentrierte Lösungen für komplexe Probleme zu finden.

Für sie bedeutet Innovation, das Unsichere zu hinterfragen und daraus zu wachsen.  Die Ausrichtung des Gründungsteams war am Anfang nicht fest definiert. Die Idee war ihre Expertise im Design Thinking zu nutzen und als Team zusammenzuarbeiten, um innovative Lösungen für komplexe Probleme von Kund*innen zu entwickeln. Wichtig war nur, dass es dazu beiträgt, die Gemeinschaft zu erhalten. Ganz nach dem Motto: Egal was "wir" machen, wir machen es als Gemeinschaft! 


Ein neues Teamverständnis

Hierbei liegt der Fokus nicht auf Einzelleistungen, sondern auf gemeinschaftlicher Fürsorge. Regelmäßig nehmen Sie sich zum Innehalten und zur Selbstreflexion Zeit. Verschiedene Methoden von Befindlichkeitsrunden bis hin zur „Retrospektive“ mit der Keep-Drop-Try-Methode nach Rolf Dräther helfen dabei, Ereignisse zu reflektieren, Erfolge und Misserfolge zu erkennen sowie Raum für Wertschätzung zu öffnen. Die Methode basiert auf drei Fragen: Was wollen wir beibehalten (Keep)? Was wollen wir weglassen (Drop)? Was wollen wir neu ausprobieren (Try)? Diese Fragen ermöglichen es Teams, ihre Praktiken zu überdenken und sich kontinuierlich zu verbessern.

Von der Achtsamkeit und Unterstützung jedes einzelnen Teammitglieds bis hin zum einheitlichen Grundgehalt bildet eine starke Teamstruktur das Fundament von DARK HORSE. Sie kümmern sich umeinander, moderieren Feedbackrunden und sind füreinander da, auch wenn es mal holprig wird. 

DARK HORSE möchte Prozesse leben und entwickeln, die kontinuierlich und auf dem Weg lernen. Statt im Vorhinein alles zu wissen und festzulegen, kann die Roadmap jederzeit hinterfragt und neu verhandelt werden. Ja, diese Herangehensweise fordert einen hohen Kommunikationsaufwand, Anpassungsfähigkeit sowie Offenheit gegenüber Veränderungen. Sie selbst sagen dazu: „Mut und Risiko sind ein Muss, wenn [Mensch] sich auf ein so unsicheres Terrain wie das der Innovation begibt.“


Die Fehlerparty - Eine einzigartige Herangehensweise

Bei DARK HORSE wird das Scheitern zum Star der Party. Doch wie schaffen sie das nachhaltig und ohne Angst vor Konsequenzen? Einer der Schlüssel liegt im gemeinsamen Verständnis, dass Fehler keine Schande sind, sondern Möglichkeiten für neue Ideen und Perspektiven. Erkannte Fehler werden bei DARK HORSE neutral bis positiv betrachtet. Hierfür haben sie eine besondere Methode - den "Fail Award" - geschaffen. Mitarbeitende nominieren ihre eigenen Fehler und präsentieren sie zusammen mit Geschichten und Erfahrungen vor anderen Kolleg*innen auf großer Bühne, zum Teil gerne auch humorvoll. Für die besten Fehler und die beste Präsentation können nach einer Abstimmung Preise gewonnen werden. Warum? Weil aus Fehlern zu lernen und Erfahrungen zu teilen eine Kunst ist, die sie beherrschen. So wachsen Wertschätzung und Respekt für die Beiträge jedes Teammitglieds.


Wozu die Fehlerparty und das kindische Verhalten?

Die Entscheidung, Fehler zu feiern und ihnen einen eigenen Preis zu widmen, mag für manche zunächst unkonventionell wirken. Doch hinter dieser spielerischen Herangehensweise stecken tiefgreifende Ziele. Der Einfluss negativer Emotionen auf das Lernen oder Arbeiten im Zusammenhang mit Angst ist nicht zu unterschätzen. Stark ausgeprägte Angst wirkt sich reproduzierend auf Fehler aus (Wer mehr Informationen hierzu möchte, am Ende dieses Beitrags befinden sich Links). Durch das freiwillige Teilen von Fehlern entsteht eine Atmosphäre des gegenseitigen Gebens und Nehmens. Dabei kann ein harmonischer, vertrauensvoller und sicherer Zusammenhalt gedeihen. Ziel dabei ist auch eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der dem internalisierten Druck, immer perfekt sein zu müssen, abgemildert und entgegengewirkt wird. 

Zudem ermöglicht es, das Scheitern als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren und von einer negativen zu einer positiven Konnotation zu transformieren. Das schafft einen wertvollen Raum für kreative Ideen ohne Angst vor Ablehnung oder Kritik. Hierbei geht es nicht nur darum, Fehler zu tolerieren, sondern sie als Bestandteil des kreativen Prozesses zu akzeptieren. Denn nur in einem Umfeld, das Experimente zulässt, können Innovationen und neue Ansätze entstehen. Das Zulassen von Fehlern ist für DARK HORSE eine wertvolle Investition in die Kreativität und Effektivität ihrer Arbeit.


Dark Horse als leuchtendes Vorbild?

Wenn wir also das nächste Mal über unsere Fehler stolpern, erinnern wir uns an das schnelle Pferd: DARK HORSE, das durch das Feiern von Fehlern zu neuen und innovativen Lösungen voran geritten ist. Experimente, die auch mal scheitern, können uns neue Wege für nachhaltige Lösungen ebnen. Möglicherweise erwachen dann weitere "Dark Horse" aus Eberswalde und werden leuchtende Beispiele für die ganze Branche. Also lasst uns gemeinsam die Welt der Fehler erkunden, denn wer aus Fehlern lernt, feiert das Leben! Cheers! 


Falls Du neugierig geworden bist und mehr über das Modul Teampreneurship wissen möchtest, schau doch mal im Newsletter des Gründungszentrums nach.


Quellenverweise

Fischer, N., & Richey, P. (2021). Pädagogische Beziehungen für nachhaltiges Lernen: Eine Einführung für Studium und Unterrichtspraxis. Kohlhammer Verlag.

Seipp, B., & Schwarzer, C. (1991). Angst und Leistung—Eine Meta-Analyse empirischer Befunde [Anxiety and academic achievement: A meta-analysis of empirical findings]. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie / German Journal of Educational Psychology, 5(2), 85–97.

Phelps, Elizabeth & Ling, Sam & Carrasco, Marisa. (2006). Emotion Facilitates Perception and Potentiates the Perceptual Benefits of Attention. Psychological science. 17. 292-9. 10.1111/j.1467-9280.2006.01701.x. 

Große-Dunker, F. (2020). Gründen in Gruppen. Online abrufbar unter: https://blog.thedarkhorse.de/new-work/gruenden-in-gruppen/

Prinzipien von "New Work":

Design Thinking Methode:

Retrospektive & Keep-Drop-Try-Methode  Rolf Dräther:

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