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Elisabeth Delor

Teampreneurship | Gemeinschaftlich unternehmerisch handeln und wirken

Aktualisiert: 9. Okt.

Auch im Sommersemester 2024 wurde zum 2. Mal durch Dr. Marianne Nobelmann das fachbereichsübergreifende Modul "Teampreneurship – Gemeinschaftlich unternehmerisch handeln und wirken" angeboten. In zwei Beiträgen teilen die Studierenden Elisabeth Delor und Christoph Struve ihre Lernerträge aus diesem Modul. Dabei fokussiert Elisabeth “Feedback geben und nehmen” und Christoph beschäftigt sich mit der großen Frage “Wo will ich eigentlich hin? Und was brauche ich dafür?”. Im heutigen Beitrag findet ihr den Artikel von Elisabeth. Den Artikel von Christoph findet ihr hier :)


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„Ich wills wissen, aber bitte ohne Burger“ - Feedback geben und nehmen


Eine persönliche Gedankenreise durch meine Feedbackkultur

Manche kennen ihn, den sogenannten Feedback Burger. Dabei handelt es sich jedoch nicht wie vielleicht angenommen um einen essbaren Burger, sondern um eine Methode, wie Feedback gegeben werden kann. Dabei wird das negative Feedback wie bei einem Burger das Brötchen oben und unten in positives Feedback eingepackt. Ist ein Lob, das die schwer zu ertragende Kritik verpacken soll, denn dann überhaupt noch ein ernst gemeintes Lob? Ich kenne durchaus Menschen, die bei einem Lob oder einer positiven Kritik regelrecht zusammenzucken, weil sie danach immer mit einem „Aber“ rechnen, sie denken dann, jetzt muss doch (beim Feedback Burger immer der Fall) etwas Negatives kommen.

Ein anderes, aber sehr schönes Feedback geben, was manche vielleicht von Seminaren kennen, ist die „Warme Dusche/ Warmer Rücken“, bei der eine Person von vielen Menschen ausschließlich positives Feedback bekommt. Wenn auch ungewohnt und schwer annehmbar, war dies ein durch und durch schönes Erlebnis für mich während des Moduls.

Gehe ich in meinem eigenen Leben zurück, fällt mir auf, wie wenig ich geübt habe, Feedback zu geben oder Feedback anzunehmen oder einzufordern. In der Schulzeit hat sich Feedback auf Noten und Zeugnisse beschränkt. Später im Bachelor und auch jetzt im Master  bekomme ich Feedback lediglich durch Noten oder ein Bewertungsgespräch nach einer mündlichen Prüfung. Wobei solch ein Bewertungsgespräch mir manchmal sehr geholfen hat, die eigenen Fähigkeiten, sowie Stärken und Schwächen in einer Prüfungssituation einzuschätzen. Diese Erfahrung war selten, aber wenn, dann hat sie etwas nachhaltig für mich verändert. Es gab mir ein besseres Gefühl für meine tatsächliche Leistung, als eine Note.


Doch wie gelingt das im Team?

Dass sich ein Team gegenseitig ehrliches Feedback zu geben versucht, habe ich bis jetzt nur im pädagogischen Bereich erlebt. Ich erinnere mich besonders an eine Situation: Wir waren eine Gruppe sehr idealistischer junger Menschen, die alle pädagogisch tätig waren. Es war Mittagspause auf einem Feriencamp und wir hatten uns vorgenommen uns gegenseitig im Team Feedback zu geben. Wir wollten machtkritisch arbeiten und uns selbst und unser Tun die ganze Zeit radikal hinterfragen. Ich wollte das auch, erinnere mich aber noch genau daran, wie ich mich gefühlt habe: Es ging mir wirklich miserabel. Mir standen die Tränen in den Augen als ein guter Freund mir Feedback gegeben hat. Ich war eigentlich total müde, überarbeitet und körperlich war ich bei der Hitze extrem angeschlagen, dazu kamen noch hormonell bedingte Symptome wie generelle emotionale Instabilität, weil ich auf meine Periode zuging. Danach hatte ich erstmal genug vom Feedback bekommen, nicht weil der andere Mensch mich in seinem Feedback vernichtet hat, sondern weil ich nicht bereit war in dem Moment.


Nützliches aus dem Modul 

Ich konnte persönlich im Sommersemester 2024 am Modul „Teampreneurship“ bei Dr. Marianne Nobelmann super anknüpfen. Es ging um gute Zusammenarbeit im Team und die Notwendigkeit, mehr „innere Arbeit“ leisten zu müssen, wenn wir gemeinschaftliche Unternehmungen umsetzen wollen. Uns wurden nicht nur verschiedene Methoden des Feedback Gebens in einem der Blöcke  vorgestellt, sondern auch von Gastdozierenden darüber gesprochen. Manche von der Gruppe begegneten dem Thema auch bei den Lernexpeditionen, die in Gruppen unternommen wurden. Jede Gruppe setzte sich mit einem anderen Unternehmen oder Kollektiv und deren Arbeitsweisen auseinander.


Die Methoden die ich ganz persönlich mitnehmen konnte, waren teilweise anfängertauglich bis super radikal. Eine recht einfache Version war ein schriftliches Feedback untereinander im Team. So füllt jede Person für die Menschen mit denen sie zusammen arbeitet, einen Feedback-Bogen aus. Den sammelt eine Person ein, die für das Soziale im Team zuständig ist. Von ihr werden die Feedbacks an die jeweiligen Menschen zurückgegeben und dann gemeinsam besprochen. Dabei kann die Person,  die für soziale Fragen zuständig ist, emotional auffangen und dabei unterstützen, das Feedback erträglicher zu machen, falls es schwer annehmbar ist.


Das radikalste Feedback war das „Ich will´s wissen“. [1] Ausprobiert habe ich es leider nicht, ich frage mich auch, ob ich mich trauen würde. Wenn ich es wissen will, stelle ich mich in einen Kreis und die Anderen aus der Gruppe können mir Feedback geben, positives, aber auch zu meinem Verhalten, was zu Herausforderungen führen kann. Dabei soll immer ein Wunsch geäußert werden, was verändert werden soll/kann.

Innerlich ducke ich mich jetzt schon weg, obwohl es in einer solchen Methode ja um Freiwilligkeit geht. Ich habe es aber auch nie bewusst geübt, die wenigen Male waren einfach nicht genug und auch mit schwierigen inneren Prozessen verbunden. Aber das ist das größte Learning aus dem Kurs, dass wer anders zusammenarbeiten möchte, auch mehr innere Arbeit leisten muss. „New Work needs Inner Work“, heißt eins der Bücher der Vordenkerinnen und Autorinnen Joana Breidenbach und Bettina Rollow. Es zeigt, wie wichtig es ist, sich vor allem mit sich selbst in der Gruppe auseinanderzusetzen und die inneren Prozesse mitzudenken. Denn Feedback muss reinpassen. Der Moment muss stimmen, die Gruppenprozesse sollten stimmen. Eine aufgeheizte Stimmung in der Gruppe oder eine Mittagspause sind vielleicht nicht die richtigen Zeitpunkte. So habe ich auch gerne die „Warnhinweise“ zu Methoden mitgenommen. Das hat sich ein bisschen angefühlt als würde ich einen lange verloren geglaubten Beipackzettel zu einem lebenswichtigen Medikament wiederfinden.


Man sollte (sich) fragen: „Magst du es hören, ist es gerade der richtige Zeitpunkt? Wie stehen wir zueinander? Wenn du magst, bist du jetzt dran. War das Feedback so in Ordnung?“ Diese Fragen und Aussagen haben mir an dem Tag auf dem Feriencamp gefehlt, ich hoffe ich erinnere mich im richtigen Moment an sie.


Im sogenannten dwarfs-and-giants Feedback Tool heißt es:  „Ein Feedback funktioniert gut, wenn es spezifisch, konkret und nachvollziehbar ist. Es unterstellt positive Intentionen. Es ist klar subjektiv und tut nicht so, als könnte es objektiv sein. Es bezieht sich auf eine Entscheidung oder das Verhalten einer Person, nicht darauf, wie sie "ist". Es hat wenig emotionale Intensität (sonst wäre es nämlich ein Konflikt). Es gibt ein Sicherheitsnetz, das auffängt, wenn sich das Feedback zu einem Konflikt entwickelt“. [2]


Klingt alles kompliziert. Sollten wir überhaupt solch sperrigen Anleitungen folgen?

Vielleicht. Es kann uns ein bisschen mehr Selbstwirksamkeit geben. Oder ein bisschen mehr Klarheit im Leben durch eine realistische Sicht auf das eigene Verhalten. Wir können üben, Feedback besser anzunehmen und die Themen mit denen es uns konfrontiert.

Ich wünsche mir, dass sich eines Tages Feedback geben und nehmen so leicht und normal  anfühlt wie  Zähneputzen. Quellenverweise

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