Ein Gastbeitrag von Mathias Schmidt
Im Wahlpflichtmodul „ILL Agroforst“ werden regelmäßig Exkursionen zu Agroforstsystemen in Brandenburg durchgeführt. Mit dem Zug ging es am 6. Januar nach Südbrandenburg zu Wilmars Gärten. Bei dem Namen denkt mensch an einen kleinen Permakultur-Garten. Doch tatsächlich handelt es sich um ein 320 ha großes Projekt rund um den Schlosspark des Gutshauses Märkisch Wilmersdorf.
Den ersten Eindruck von Wilmars Gärten bekamen wir durch eine vor zwei Jahren angelegte Kurzumtriebsplantage (KUP) mit Pappeln auf dem Acker direkt neben der Straße, zu der uns Maria Gímenez, die Koordinatorin des Projektes, zuerst führte. Diese passte nicht ganz zum Rest der großflächigen Ackerflächen, die hier in Südbrandenburg vorrangig zu finden sind. Die KUP soll die ansässige Bevölkerung zum Nachdenken anregen und den Nutzen für die Landnutzung aufzeigen.
Fotos von li. nach re.: Neu gepflanzte Obstbäume, Bienenbeute und Marketgarden Folientunnel, Foto Credits: Mathias Schmidt
Nussbäume – bei großer Trockenheit ein schwieriges Konzept
Bei der zweiten Fläche handelte es sich um eine Grünlandfläche auf der verschiedene Nussbäume, größtenteils Walnüsse und Esskastanien, gepflanzt wurden, welche ohne jegliche Form von künstlicher Bewässerung auskommen. Obwohl das Agroforstsystem nach dem „Keyline Design“ angelegt wurde, haben es wegen der Trockenheit viele Bäume nicht geschafft. Durch die sogenannten Keylines soll der Wasserabfluss verhindert und das Wasserhaltevermögen des Bodens verbessert werden. Ohne künstliche Bewässerung ist Bäumepflanzen wohl jetzt schon schwierig im trockenen Brandenburg. Bei der Nachpflanzung wurde auf mehr Obst- statt Nussbäume gesetzt und die ganze Fläche mit einem Bewässerungssystem der Firma Netafim ausgestattet. Dieses soll den Bäumen nun in den ersten Jahren das Überleben sichern.
Experiment – ökologischer Waldbau
Der angrenzende Wald soll in den kommenden Jahren auch nachhaltig an die Klimaveränderung angepasst werden. Die Idee ist, eine Hälfte des Waldes ohne menschliche Eingriffe sich selbst regenerieren zu lassen und die andere Hälfte durch Durchforstung und Ausbringung von Laubbäumen und Wildobstsorten an den Klimawandel anzupassen. In ungefähr zehn Jahren soll dann geschaut werden, welche der beiden Seiten des Waldes sich besser entwickelt hat, um Schlüsse für einen passenden ökologischen Waldbau zu ziehen.
Und wie geht’s weiter?
Mit viel Engagement und Hingabe berichtet Maria von ihren Ideen und Zukunftsvisionen von einer besseren Landwirtschaft und einer besseren Welt. Ihre nächsten Pläne sind die Anschaffung einer eigenen Kuhherde und Hühner, die Teil der Kreislaufwirtschaft werden sollen.
Angefangen hat aber eigentlich alles mit Bienen. Diese stehen zwischen den gepflanzten Bäumen und werden in 70 natürlichen Beuten gehalten. Die Bienen werden größtenteils sich selbst überlassen und nicht gegen die Varroamilbe behandelt. Erst nach drei Jahren wird der erste Honig geerntet. Dies ist nicht sehr wirtschaftlich oder ergiebig, gehört hier aber auch zur Utopie von einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Im Zentrum: der Marketgarden und ein Schloss
Das Herzstück ist der Marketgarden. Dieser ist auch von verschiedenen Nussbäumen, Sträuchern und einer KUP in Form eines Pappelwaldes mit Hühnerhaltung umgeben. Dort werden auf fünf Hektar Marktfrüchte auf verschiedenen Plots angebaut. Zusätzlich wird eigener Kompost aus den anfallenden Grünschnitten der Ackerflächen hergestellt.
Zum Schluss gab es noch einen Blick in den Schlosspark. Hier stehen alte Bäume neben gesammelten Kunstwerken des Besitzers im Mittelpunkt. Insgesamt wurden mittlerweile mehr als 200.000 Bäume auf dem ganzen Gelände gepflanzt. Insgesamt ein sehr spannendes Projekt, in dem mit viel Herzblut und Einsatz Wege einer regenerativen Landwirtschaft ausprobiert werden.
Vielen Dank an Maria und ein gutes Gelingen bei der Umsetzung der vielen Ideen!
Wenn euch das Thema Agroforst interessiert, schaut doch mal beim Ackerbau(m) Projekt der HNEE vorbei!
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