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Was macht eigentlich Marcel Schwichtenberg?

Aktualisiert: 12. Okt. 2022

Wir sprechen mit ÖAM-Alumni Marcel Schwichtenberg über seine Zeit während und nach dem Studium. Heute betreibt er einen Naturkostladen mit Bistro, die "Wildblume" in Angermünde.

Marcel in seiner Studienzeit (Foto: Tanja Kaiser)

Hallo Marcel, was hast Du in Eberswalde studiert und warum hast Du dich damals für die HNEE entschieden?

Zuerst habe ich von 2008 bis 2011 den Bachelorstudiengang „Ökolandbau und Vermarktung“ (ÖLV) belegt und anschließend noch meinen Master in „Öko-Agrarmanagement“ (ÖAM) abgeschlossen. Die Hochschule wirkte auf mich klein und fein. Damals war ich beim „Tag der offenen Tür“ und habe mich an der HNEE direkt wohl gefühlt. Außerdem schien das Studium praxisorientiert zu sein, was mir wichtig war.


Wo und wie hast Du während Deines Studiums Praxiserfahrungen gesammelt?

Marcel beim Betriebspraktikum im 4. Semester auf dem Ökohof Engler (Foto: Tanja Kaiser)

Natürlich während vieler Exkursionen und Übungen im Rahmen der Lehrveranstaltungen. Mein Praxissemester habe ich auf dem Ökohof Engler in Serwest in Chorin verbracht und mich dort vor allem mit der Legehennenhaltung beschäftigt. Meine tägliche Arbeit reichte von der Hühnerbetreuung und -pflege übers Eiersammeln bis hin zum Verkauf und der Auslieferung der Eier an verschiedene Verkaufsstellen.


Die Erfahrungen aus dem Praxissemester konnte ich mit an die Hochschule bringen und dort meine Kenntnisse bei der Arbeit als studentische und später wissenschaftliche Hilfskraft bei der Betreuung der mobilen Hühnerställe mit Prof. Dr. Bernhard Hörning und Gerriet Trei weiter vertiefen.


Außerdem habe ich auf dem Versuchsfeld des FB2 am Waldcampus mitgeholfen. Ich glaube, offiziell heißt das Lern- und Schauparzellen. Und in meiner Freizeit habe ich mit Freunden Ausflüge zu ihren elterlichen Betrieben unternommen.

Eine Fachexkursion mit Tanja als Fahrerin und Tanja beim Praktikum auf dem Diet's Hoff in der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen. (Fotos: Marcel Schwichtenberg)


Worüber hast Du deine Abschlussarbeiten geschrieben?

Beide Arbeiten habe ich über die Futteraufnahme von Legehennen im Grünauslauf bei der Mobilstallhaltung geschrieben. In der Bachelorarbeit ging es darum, Methoden zu testen bzw. zu finden, welche messbar machen, was und wieviel die Tiere im Auslauf fressen. Denn die Menge dessen was die Hühner draußen zu sich nehmen, benötigen sie im Stall weniger an Kraftfutter. Unter den Methoden waren z.B. Boden- und Kescherproben zum Erfassen des Bestandes der Insekten, die als Nahrungsmittel dienen. Außerdem haben wir Hühner seziert um zu sehen, wieviel Kraftfutter sie aufgenommen hatten. In der Masterarbeit habe ich die Methoden zur Überwachung der Futteraufnahme im Auslauf angewandt und die Ergebnisse ausgewertet. Vor allem ging es dabei um die Grünfutteraufnahme.

Wiegung der ersten Hühner in Brodowin, Stall in Brodowin mit Aufwuchsschutzkäfig, Vorbereitung von Transponderbändern für die Hühner & Umbauten im Stall (Fotos: Tanja Kaiser und Marcel Schwichtenberg)


Wo hat es dich nach dem Studium hingezogen und was machst du jetzt so?

Schon während des Studiums bin ich mit meiner damals schwangeren Freundin Tanja nach Angermünde gezogen. Nach dem Master-Abschluss wurde ich zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HNEE. Parallel kam mir bereits die Idee eines eigenen Ladens in Angermünde und ich fing an zu planen. Als ich dann nicht mehr an der HNEE bleiben konnte, habe ich meine Idee in die Tat umgesetzt und am 10. Oktober 2015 die Wildblume, einen Naturkostladen mit Bistro, in Angermünde eröffnet. Dort bieten wir Produkte in Bio-Qualität an und betreiben außerdem einen Catering-Service.

Wildblume Innenansicht, Sortiment und Catering (Fotos: Tanja Kaiser, Marcel Schwichtenberg, Anna-Maria Buchmann)


Ansonsten bin ich als Familienvater von vier Kindern aktuell privat beim Umzug in ein kleines Haus mit Garten in Schmargendorf, einem Ortsteil von Angermünde. Außerdem bin ich Abgeordneter der Stadtverordnetenversammlung Angermünde. Dort kann ich mitgestalten, was in der Stadt passiert. Aktuell befassen wir uns zum Beispiel mit einem Schulneubau.


Wie geht es für Dich weiter?

Kurzfristig möchte ich den Laden fit für die kommende Saison machen. Letztes Jahr hatten wir aufgrund eines riesigen Wasserschadens 2 Monate komplett geschlossen und 2 Monate war nur sporadischer Verkauf über die Terrasse möglich. Die Auswirkungen dessen haben wir im Sommer so richtig gespürt. Jetzt wollen wir unsere Außenwirkung vergrößern mit neuen Tischen, den Laden auch innen umgestalten und ein bisschen die Werbetrommel rühren.


Langfristig möchten wir gern Obst und Gemüse für den Laden selbst anbauen. Vielleicht ist das bei unserem neuen Haus realisierbar. Es wäre ein großer Traum, den ursprünglichen Landwirtschaftsgedanken wieder aufzugreifen und sozusagen rückwärts aufzurollen. Einen Absatzmarkt und Kundenstamm haben wir ja schon 😉


Was nimmst Du aus Eberswalde mit und an welches Ereignis aus deiner Studienzeit erinnerst du dich gerne?

Aus Eberswalde habe ich gute Kontakte, viel Wissen und schöne Erinnerungen mitgenommen. Stark haftengeblieben ist mir ein Ereignis zu Beginn des Studiums. Das war die erste Veranstaltung bzw. die Willkommensveranstaltung in der Aula samt Begrüßung durch den Präsidenten, Prof. Dr. Wilhelm-Günther Vahrson. Alle neuen Studis saßen durcheinander in der Aula und hatten ihren von der HNEE zugeschickten Ablaufplan für den ersten Tag in der Hand. Wir waren total gespannt, was jetzt passiert. Der Präsident hielt eine Rede und ließ alle Studis nach Studiengang aufstehen, damit jede*r einmal gucken kann, wer zum gleichen Studiengang gehört. Bei uns ÖLVen sagte er noch: "...das Studium ist die beste Zeit, um Kinder zu bekommen..." und sinngemäß "die ÖLVen sind dabei die Vorreiter". Alle setzten sich lachend wieder hin und es ging weiter. Und dann passiert etwas recht Typisches; der Ablaufplan wurde vorgestellt und ich dachte mir „Mist, bei mir auf dem Zettel steht etwas ganz anderes drauf!“. Ich tippte meinen Nachbarn an... vergeblich, er schlief.


Das Ende vom Lied: Ich hatte den falschen Zettel zugesandt bekommen, die Schlafnase ist ein sehr guter Freund geworden und ich habe vier Kinder.


Wer mal vorbeischauen möchte: Die „Wildblume“ liegt direkt am Marktplatz in Angermünde. Von Eberswalde ist sie mit dem Zug gut erreichbar.

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