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AutorenbildSophie Freitag

Wir rebellieren


Die Erstie Woche ist rum, die Vorlesungen laufen – da zieht es einige Studierende schon wieder aus dem Hörsaal auf die Straße. Unsere Bloggerin Tanja war Anfang Oktober bei den Klimaprotesten in Berlin dabei und berichtet für uns drüber: Extinction Rebellion (XR) ist eine globale Bewegung, die fast zeitgleich mit Fridays for Future vor ca. einem Jahr gegründet wurde. Die Bewegung hat folgende Forderungen an die Politik: 1. Sagt die Wahrheit! 2. Handelt jetzt! 3. Politik neu leben! und setzt für die Umsetzung dieser Forderungen Instrumente gewaltlosen zivilen Ungehorsams ein. Neben den Forderungen gibt es Prinzipien und Werte wie „Wir haben eine gemeinsame Vision der Veränderung: Eine Welt zu schaffen, die auch für zukünftige Generationen lebenswert ist“. Diese Prinzipien und Werte werden auch an der HNEE gelehrt. Wir bekommen Tools vermittelt, welche uns dabei helfen sollen, uns in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv für eine nachhaltige Welt einzusetzen. Bei Aktionen wie den Klimaprotesten kann die Theorie aus dem Studium dann praktisch umgesetzt und hinterher reflektiert wieder im Studium eingesetzt werden.


How to rebell

Anfang Oktober rief die Bewegung zu einer internationalen Aktionswoche auf. Diese fand in Berlin unter dem Motto #Berlinblockieren statt. Wir starteten die Woche mit einem Aktionstraining – hier wurde in einer dreistündigen Session erklärt und gezeigt, wie wir uns auf der Blockade verhalten sollten, welche Rechte wir haben und was wir im Notfall tun können, wenn wir in Gewahrsam genommen werden. Zu den nützlichen Infos gehörten auch praktische Übungen, bei denen wir zum einen eine Blockade nachstellten und zum anderen miteinander konträre Positionen diskutierten. Das Training hat uns Sicherheit verschafft und so konnten wir ohne große Bedenken am nächsten Tag in die Blockaden starten.


Blockieren, Tanzen & Jonglieren

Am Klimacamp angekommen verschafften wir uns einen ersten Überblick. Unzählige Menschen waren für die Blockaden angereist und campten in der Nähe des Kanzleramtes. Dies war ein legales, angemeldetes Camp. Die Stimmung war sehr friedlich und ausgelassen. Schnell kam die Durchsage, es würden Menschen zur Unterstützung auf der Blockade bei der Siegessäule gebraucht. Mit Fahnen und Flyern ausgestattet machten wir uns auf. Trotz des schlechten Wetters waren alle Finger des großen Sterns besetzt. Wir gesellten uns dazu. Es wurde getanzt, jongliert, geredet, gegessen. Die Stimmung war trotz des Polizeiaufgebots angenehm ruhig. Auch viele Kinder waren dabei. Dann ging es los. Die erste Durchsage der Polizei kam: „Durch ihre Sitzblockade verhindern sie die Wahrnehmung von Grundrechten Anderer. Diese Blockade ist keine Versammlung. Die Polizei ordnet daher die Auflösung an [...]“. Dann kam die zweite, identische Ansage. Nach der dritten Durchsage begann die Räumung der ersten Blockade. Wir entschieden uns, selbst aufzustehen und uns nicht von der Polizei wegtragen zu lassen. Von der Seite beobachteten wir das Geschehen.


Schmunzelnde Polizist*innen

Die Demonstrierenden wurden von der Polizei auf den Gehweg getragen. Niemand wurde in Gewahrsam genommen, es wurden auch keine Personalien aufgeschrieben. Insgesamt war die Situation locker. Auch viele der Polizist*innen konnten sich das ein oder andere Mal ein schmunzeln nicht entgehen lassen. Es wurde auch erzählt, dass viele Polizist*innen die Blockade guthießen. So hat ein Polizist sich zu einer Demonstrantin gehockt und gesagt, dass er es toll findet, was wir hier machen, aber dass die Nachricht angekommen sei und ob sie nicht selbst aufstehen könnte, damit er sie nicht wegtragen muss. Sie haben sich dann auf den Kompromiss geeinigt, dass er sie bis zu einem bestimmten Punkt wegträgt und sie dann weiter geht.

Am nächsten Tag ging es auf die Jannowitzbrücke. Auch hier war wieder eine ausgelassene Stimmung zu spüren. Für Essen war, wie am Vortag auch, gesorgt. Andere Brücken waren ebenfalls besetzt. Diese wurden teilweise geräumt. Die Blockade auf der Jannowitzbrücke blieb aber den ganzen Tag und die Nacht über bestehen.Neben den „normalen“ Sitzblockaden gab es auch welche, bei denen sich Demonstrierende angekettet oder angeklebt haben. Auch hier wurde meistens sehr deeskalierend gehandelt. Es kam zu keinen großen Ausfällen, weder von Seite der Polizei, noch von der Seite der Demonstrierenden.


Persönliches Fazit

XR hat mir gezeigt, dass gewaltfreier ziviler Ungehorsam genau die richtige Art ist, viel Aufmerksamkeit und Unterstützung zu erhalten. Die Bewegung spricht auch Menschen an, die sich vorher vielleicht nicht getraut hätten, an Blockaden teilzunehmen. Wofür hier eingestanden wird, war noch nie so wichtig. Das haben auch viele Menschen begriffen, die sich eher weniger mit Themen wie Klimawandel, Umweltschutz und Co. auseinandersetzen. Nun muss das nur noch die Politik begreifen und endlich handeln. Bis dies geschieht wird weiter rebelliert und weiter auf gewaltfreien zivilen Ungehorsam gesetzt.


Hier finden sich ein paar weitere Kommentare und Hintergründe zum Klimaprotest.

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