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AutorenbildMirjam Röder

Zeit für Forschung mit Inga Schleip

Aktualisiert: 14. Dez. 2021

Forschungsprofessuren sind ein Förderinstrument um Professor*innen die Möglichkeit zu geben für eine bestimmte Zeit, meist 3 oder 4 Jahre, ihren Fokus noch stärker auf die Forschung zu legen. An der HNEE gibt es seit kurzem auch Forschungsprofessuren, die den Schwerpunkt auf Transfer legen und zweieinhalb Jahre andauern.

Wie funktioniert´s? Während einer Forschungsprofessur wird das Lehrdeputat reduziert (50% bzw. 40% bei Transferprofessuren). Im Rahmen der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses übernimmt ein*e akademische Mitarbeiter*innen diesen Teil der Lehre und unterstützt so die Forschungsprofessur (an unserem Fachbereich sind dies z.Zt. Niklas Domke, Anna Leonie Monz, Dr. Hilke Risius, Corinna Schulz und Nils Zahn).

Fünf der elf Forschungsprofessuren an der HNEE sind derzeit am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz angesiedelt. Über unsere fünf Forschungsprofessor*innen und die Themen an denen diese derzeit arbeiten, berichten wir in unserer neuen Rubrik „Zeit für Forschung mit ...“ und sprechen dieses Mal mit Prof. Dr. Inga Schleip.

Inga Schleip, Foto Credits: HNEE

Seit wann sind Sie Forschungsprofessorin und wie kam es dazu?

Seit 1. September 2021 habe ich eine Forschungsprofessur mit Schwerpunkt Transfer inne. Hintergrund meiner Bewerbung war, dass sich aus der Praxis heraus weitere Projekte zu sehr spannenden Themenfeldern entwickelt haben. Neben den bestehenden Forschungs-schwerpunkten, insbesondere „klimaschonende Grünlandnutzung auf Niedermoor“ (z.B. ProMoor oder BOGOS) bildet sich immer mehr ein Schwerpunkt zur sogenannten regenerativen Beweidung heraus. 2021 haben wir mit zwei Beweidungsprojekten zum Thema Mob Grazing begonnen (Auftakt Mob Grazing). Jetzt freue ich mich sehr, dass ich die Projekte durch die Forschungsprofessur auch adäquat koordinieren und mich intensiv einbringen kann.


An welchen Forschungsfragen können Sie und Ihr Team dank Ihrer Forschungsprofessur derzeit arbeiten?

Wir arbeiten an mehreren Themenbereichen rund um Grünland und Futterbau. Ich wähle hier mal zwei Aspekte aus: Im Bereich der Rinderbeweidung interessiert uns z.B., ob das Weidesystem Mob Grazing eine betrieblich und ökologisch sinnvolle Alternative für Mutterkuhbetriebe im Nordosten Deutschlands sein könnte. Beim Mob Grazing werden Rinder gezielt für kurze Zeit mit hoher Besatzdichte in relativ hohe Futterbestände getrieben, so dass sie ca. 50 Prozent des Aufwuchses als Mulchschicht niedertrampeln. Die Hypothese ist, dass dadurch in Trockenphasen die Verdunstung vermindert und die Bodenfruchtbarkeit und der Wiederaufwuchs gefördert wird. Wir sind sehr gespannt, ob das auch wirklich so eintritt. Gemeinsam mit dem Fachgebiet von Prof. Dr. Vera Luthardt arbeiten wir weiterhin an Lösungen für die Bewirtschaftung von Niedermoor-grünland. Wir versuchen, gemeinsam mit Praxisbetrieben eine klimaschonendere Nutzung der Niederungsflächen zu entwickeln und zu etablieren. Da das nur über höhere Wasserstände möglich ist, werden Betriebe in der Bewirtschaftung vor große Herausforderungen gestellt.


Was möchten Sie am Ende Ihrer Forschungsprofessur erreicht haben?

Mir schwebt vor, dass wir neben unserer Moorforschungs-Kompetenz auch umfassende Expertise in der Erforschung regenerativer Weidesysteme im Nordosten Deutschlands etablieren. Diesem Ziel wollen wir uns in den nächsten 2 ½ Jahren ein gutes Stück weit nähern.


Wenn wir mal inhaltlich in Ihre Forschung eintauchen, was sind da besondere Erkenntnisse, die Sie bereits gewonnen haben? Gab es Überraschendes?

Aus einem gerade abgeschlossenen Projekt (BOGOS) haben wir z.B. mitgenommen, wie herausfordernd es für die Landwirtschaftsbetriebe ist, Veränderungen in der Wasserhaltung und Bewirtschaftung von Niedermoorgrünland umzusetzen, auch wenn großes Interesse vorhanden ist. Zu einem guten Teil beruhen diese Schwierigkeiten auf Rahmenbedingungen wie z.B. Pachtverhältnissen und gegenseitiger Beeinflussung von Nachbarflächen. Mir ist klargeworden, dass eine Art Steuerungsgruppe, die jeweils ein zusammenhängendes hydrologisches Gebiet begleiten müsste, hier Fortschritte für alle Beteiligten bringen könnte.

Bei unseren Mob Grazing Projekten sind wir noch viel mit methodischen Fragestellungen beschäftigt. Die Grünlandbestände und auch der Weiderest sind unter Mob Grazing ja viel höher als bei herkömmlichen Weidesystemen. Daher zeigt es sich, dass die gängigen Methoden z.B. zur Ertragsmessung oder zur Messung der Aufwuchshöhe teilweise nur bedingt geeignet sind. Hier testen wir aktuell noch weitere Methoden.


Inwiefern ist der Austausch mit anderen Akteur*innen Bestandteil Ihrer Forschung und wie gestalten Sie diesen Austausch?

In jedem unserer Projekte sind landwirtschaftliche Betriebe eingebunden. Daher ist die Zusammenarbeit mit den Praxisakteur*innen für uns ein Kernbestandteil unserer Arbeit. Der Austausch ist daher häufig sehr intensiv und regelmäßig, insbesondere wenn unsere Untersuchungen rund um die Rinder der Betriebe stattfinden. Das Interesse an unserer Forschungsarbeit aus der Praxis ist für mich der Hauptmotivator für die Initiierung und Durchführung von Projekten.


Und noch eine Frage zum Themenfeld Transfer: Was haben Sie in Ihrer Arbeit als Forschungsprofessorin gelernt, das Sie an unsere Leser*innen weitergeben möchten?

Ich habe jetzt ja erst seit drei Monaten eine Forschungsprofessur. Aber was sich mir auch in dieser Zeit wieder gezeigt hat: die Realität, z.B. in den Weideprojekten das Zusammenspiel von Vegetation, Weidenutzung und Boden, ist immer hochkomplex. Das macht es zwar schwierig, einfache Antworten zu geben, sorgt aber auch dafür, dass es immer spannend bleibt.


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