In diesem Artikel berichten Claudia Friede und Clara Busch, zwei der drei Studiengangskoordinatorinnen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Bildung – Nachhaltigkeit – Transformation“ (BNT), von ihrer Aufgabe als Studiengangskoordinatorinnen und erklären, wie ein berufsbegleitender Studiengang funktioniert.

Foto: Claudia Friede (li) und Clara Busch (re) (Urheberin: Nicola Funcke)
Was und wo haben Sie studiert bzw. welche Ausbildung haben Sie absolviert und wo?
Clara Busch: Ich habe Waldwirtschaft und Umwelt in Freiburg studiert und dann Regionalentwicklung und Umweltbildung hier an der HNEE. Also RuN, den Vorgänger von NaRegio.
Claudia Friede: Ich habe tatsächlich zwei Mal studiert. In den 2000ern habe ich Diplom-Geographie in Greifswald studiert. Dann habe ich erstmal gearbeitet und bin schließlich über das Zweitstudium RuN mit der Spezialisierung auf BNE und Umweltbildung an die HNEE gekommen.
Was arbeiten Sie an der HNEE und wie kamen Sie dazu? Haben Sie direkt nach dem Studium hier angefangen?
Friede: Da kann ich anfangen, denn am Ende wird es eine gemeinsame Geschichte. Ich habe nicht direkt nach dem Studium an der HNEE angefangen. Ich bin mit etwas Abstand und Projektanträgen über ein Drittmittelprojekt an die Hochschule gekommen. Dann gab es immer mehr und immer weitere neue Drittmittelprojekte und Stellenanteile in Projekten, die sich überlappten, sodass ich eine Weile blieb. Eines dieser Projekte war auch der Aufbau des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Bildung – Nachhaltigkeit – Transformation“, in dem Clara und ich nun als Studiengangskoordinatorinnen arbeiten. Dörte Beyer, die dritte Studiengangskoordinatorin, und ich waren quasi von Anfang an dabei. Als sich die Studierendenzahl weiterentwickelte, haben wir Clara ins Team aufgenommen und uns die Arbeit zu dritt geteilt. Seit wann bist du jetzt schon hier? Irgendwann im Sommer…
Busch: seit 1,5 Jahren. Doch schon so lange! Ich war erst in anderen Projekten hier an der Hochschule, die teilweise auch schon im Bildungsbereich angesiedelt waren. Eines hieß „Urbanität und Vielfalt“. Hier haben wir Menschen v.a. aus der Stadt regionale Wildpflanzen zur Pflege gegeben, die dann später ausgepflanzt wurden. Wir haben die Evaluation hinsichtlich der Veränderung im Denken zum Thema Stadtnatur aufgenommen. Dann habe ich erfahren, dass hier in der Studiengangskoordination noch eine Person gesucht wird. So sind wir dann in Kontakt gekommen und das hat gut gepasst.
Wie sieht ein typischer Tag als Studiengangskoordinatorin aus?
Friede: (*lacht*) Es gibt keinen typischen Tag!
Busch: Ich mache mir morgens meist einen Plan, checke die Mails und schaue, wo es gerade brennt. Wir beide machen auch den Social Media- und Marketingbereich, da schaue ich als nächstes rein. Der restliche Tag ändert sich je nach Stand im Semester sehr. Dann steht z.B. an Präsenzwochenenden vorzubereiten und zu begleiten. Die Präsenzwochenenden sind die Höhepunkte in unserem Studiengang, denn hier kommen die Studierenden, die in ganz Deutschland und der Schweiz verteilt sind, zusammen. Sonst kann es darum gehen, Prüfungen abzunehmen, mit den Dozierenden das neue Semester zu planen oder sich mit den Koordinator*innen des anderen weiterbildenden Masterstudiengangs „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“ auszutauschen. Es kann aber immer passieren, dass eine dringende E-Mail reinkommt, die den ganzen Tagesplan über den Haufen wirft.
Friede: Genau, es ist ja eine Besonderheit des berufsbegleitenden Masterstudiengangs, dass die Studierenden nicht vor Ort sind und wir sowohl Dozierende an der HNEE als auch externe Dozierende haben. Daher läuft viel über Kommunikation, Koordination, Abstimmung und Organisation. Ein Teil der Lehre findet als blended learning abends statt, sodass wir auch am Abend noch Veranstaltungen haben. Manche begleiten wir nur, aber wir sind auch selbst in der Lehre tätig. Diese Veranstaltungen starten erst gegen 18 Uhr, da die Studierenden alle berufstätig sind. Das erfordert eine gute Selbstorganisation, also dass man eine größere Mittagspause macht oder morgens später startet. Auch daher sind die Tage alle verschieden. Bei den Präsenzwochenenden natürlich auch, da hat man gar keine Zeit in die E-Mails zu schauen. Es ist einfach total abwechslungsreich.
Welche Fächer oder Bereiche lehren Sie?
Friede: Also viel im Bildungskontext, BNE. Die Studierenden haben auch drei Module, in denen es um die Umsetzung eines BNE-Praxisprojekts geht. In diesen drei Modulen sind wir drei Studiengangskoordinatorinnen in der Lehre vertreten. Dabei hat jede von uns ihr Steckenpferd. Dörte kümmert sich um den Anfang: von der Projektidee zum Projektkonzept. Clara und ich schauen auf die Projektumsetzung. In Konsultationen beraten wir die Studierenden zu Anpassung bei Problemen oder Entscheidungsfindung. Aber auch die Projektevaluation ist Teil unseres Lehrbereichs.
Zum Verständnis für die Studierenden im „normalen“ Bachelor- und Masterstudium: Wie funktioniert der berufsbegleitende Studiengang? Wie hoch ist der Umfang des Studiums, wenn die Studierenden nebenbei eine feste Stelle haben?
Busch: Der Stellenumfang unserer Studierenden ist unterschiedlich, aber viele arbeiten in Teilzeit, gehen tagsüber ihrem Beruf nach und abends studieren sie. Wir haben die Module so aufgebaut, dass nicht alle gleichzeitig stattfinden, sondern das Semester startet mit einem Modul und erst wenn das abgeschlossen ist, startet das nächste. So haben die Studierenden nicht plötzlich einen geballten Prüfungszeitraum, wie in anderen Studiengängen. Die Studierenden melden uns zurück, dass man mit etwas Selbstorganisation die Arbeit und das Studium gut unter einen Hut bekommt. Der große Vorteil bei uns ist auch, dass die Studierenden in ihrem Job, an ihrem Wohnort, bei ihren Freund*innen, ihren Familien und in ihrem Netzwerk bleiben können und nicht ihr Leben auf den Kopf stellen müssen, um zu studieren.
Aber vom Umfang ist es wie andere Masterstudiengänge auch?
Friede: Ja genau, es ist ein Studiengang mit 90 Credits, jedem Credit liegt eine bestimmte Workload zugrunde, die unsere Studierenden erarbeiten müssen. Sie haben aber in den Moodleräumen Lernmaterialien, die sie asynchron nutzen können, sodass sie das in ihren Arbeits- und Tagesablauf selbst eintakten können. Aber wir füllen mit den Präsenzwochenenden und den Onlinevorlesungen auch ihre Freizeit. Unser Studiengang ist eine ackerdemische Weiterbildung, in der es darum geht, akademische Kompetenzen weiterzuentwickeln und wissenschaftlich zu arbeiten.
Sie haben bereits gesagt, dass Sie über E-Mails und die Online- und Präsenzveranstaltungen in Kontakt mit den Studierenden sind. Sind Sie auch auf andere Art und Weise in Kontakt?
Friede: Wir telefonieren auch sehr viel. Wir sind immer ansprechbar. Gerade unsere Kollegin Dörte Beyer nimmt sich immer viel Zeit für die individuelle Beratung, wenn sich Lebensverhältnisse verändern, wie Umzug, im Studium ein Kind zur Welt kommt, Stress, … Also da ist hoher Gesprächsbedarf, wo wir aber auch wissen, dass es das auch braucht, dass jemand einfach mal zuhört.
Busch: Der große Vorteil ist, dass wir unsere Studierenden und ihre persönlichen Lebenssituationen kennen. Dadurch merken wir manchmal schon vorher, wenn sich eine Krise anbahnt und treten in Kontakt mit den Studierenden. Auch wenn wir von einer Person lange nichts mehr gehört haben, fragen wir nach, wie es ihr geht und ob wir sie unterstützen können.
Friede: Das stimmt! Ich lehre auch im NaRegio-Studiengang und da weiß ich kaum etwas über die Studierenden. Das ist schon eine Besonderheit im BNT-Studiengang, in dem wir hauptsächlich tätig sind. Über die 2,5 Jahre wächst man durch die Geschichten, die man mitbekommt, eng zusammen.
Wie viele Studierenden betreut ihr dann pro Semester?
Friede: Ein Matrikel hat Kapazität für 25 Personen, aktuell sind es ca. 20 Studierende. Es ist aber auch möglich, extern einzelne Module anzuwählen und diese anerkennen zu lassen. Das mischt natürlich die Gruppe immer ein bisschen neu, weil andere Netzwerke, andere Einflüsse und andere Impulse in die Gruppe einfließen.
Was war bisher Ihr schönster Moment/ schönstes Erlebnis an der HNEE?
Busch: Im September starten wir mit einem neuen Matrikel und ich finde es immer wieder faszinierend und schön, wie schnell die Studierenden zusammenwachsen und sich auch mit den anderen Matrikeln vernetzen. An den Präsenzwochenenden verbringen sie viel Zeit miteinander, gehen abends essen etc. Unser Netzwerk – wir nennen es unser „Grünes Netzwerk“ – wächst und das ist gerade in den Zeiten, in denen Nachhaltigkeit nicht mehr zu den coolsten Themen gehört, mit denen man sich beschäftigen kann, wichtig und schön zu beobachten.
Friede: Mir fallen da ganz viele Momente ein, da ich schon lange und gerne an der Hochschule arbeite. Ein immer wiederkehrendes Highlight sind die Präsenzwochenenden. Wir organisieren das alles, wollen eine gute Lehre mit guten Methoden gestalten, um das lange Wochenende mit teilweise zwölf Stunden pro Tag etwas aufzulockern und für eine gute Stimmung zu sorgen. Wenn das gelingt und es einen regen Austausch unter den Studierenden sowie zwischen Studierenden und den Dozierenden gibt, gehören sie zu den schönsten Momenten.
Haben Sie noch Ratschläge, die Sie den Studierenden gerne auf den Weg geben möchten?
Friede: Was ich hier gelernt habe, ist, wie wichtig es ist, zu reflektieren und zu evaluieren. Also macht nicht einfach irgendwas, sondern überlegt euch, welche Wirkung wollt ihr erreichen, welche Methoden und Arbeitsschritte sind auf dem Weg dahin wichtig. Also nicht einfach etwas zu machen und davon viel, sondern zu überlegen „Was mache ich? Wie mache ich es? Was hat es für eine Wirkung? Wo sind die Stellschrauben, um noch mehr zu erreichen?“
Busch: Wir nennen unsere Studierenden auch „Change Agents“. Darin möchten wir sie bestärken. Denn sie können in ihrem Umfeld und in ihren Projekten so viel bewirken.
Vielen Dank für das nette Gespräch. Wir wünschen Ihnen noch weitere schöne Momente an der HNEE!
In der ackerdemiker.in Reihe "Zu Tisch bei ..." besuchen wir unsere (Forschungs-)Mitarbeitenden an ihrem Schreibtisch. Diese Beitragsreihe soll helfen das Rätsel um (noch) unbekannte Gesichter am Fachbereich zu lüften und Einblicke in spannende Tätigkeiten zu erhalten. Hier findet ihr weitere Interviews dieser Rubrik.
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