In unserer ackerdemiker.in Reihe "Zu Tisch bei ..." besuchen wir unsere Forschungsmitarbeiter*innen an ihrem Schreibtisch. An unserem Fachbereich arbeiten aktuell circa 30 Menschen in unterschiedlichen Forschungsprojekten und wir Studierende fragen uns in der Mensa // auf dem Campus natürlich oft: Wer sind diese Menschen und was machen sie hier?
Mit dieser Beitragsreihe wollen wir das Rätsel um (noch) unbekannte Gesichter am Fachbereich auflösen und schauen, ob Schreibtische von Wissenschaftler*innen ein wenig ordentlicher sind als unsere. Nach unserem letzten Gespräch mit Friedrich Birr, geht es heute weiter mit Dr. Dörte Martens. Sie arbeitet an unserem Fachbereich im Projekt Naturerfahrungsräume.
Hallo Frau Martens, wie sind Sie an die HNEE und zu dem Projekt gekommen?
Nach meinem Psychologie-Studium in Berlin habe ich in der Schweiz an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (kurz WSL) in der Nähe von Zürich gearbeitet. Dort habe ich zu den Auswirkungen von natürlichen Umwelten auf das psychische Wohlbefinden und Lebensqualität geforscht. Nach meiner Promotion hat es mich wieder nach Berlin gezogen, wo ich zunächst freiberuflich in diesem Bereich gearbeitet habe. Eher per Zufall wurde ich auf eine Stellenanzeige der HNEE aufmerksam, in der es um die wissenschaftliche Begleitung von Naturerfahrungsräumen ging. Es war wie eine inhaltliche Fortsetzung meiner bisherigen Tätigkeit. Nun arbeite ich bereits seit September 2015 in Eberswalde und kann weiterhin in Berlin leben.
Zu dem Projekt gab es schon einmal einen Ackerdemiker.in-Beitrag.
Können Sie trotzdem nochmal in zwei, drei knackigen Sätzen sagen, worum es geht?
Naturerfahrungsräume (kurz: NER) sind Orte für Kinder, die zum freien Draußen-Spiel ohne zusätzliche Spielelemente einladen. Dazu gab es 2013 eine Vorstudie und seit 2015 das Projekt bei dem drei Pilotflächen in Berlin neu eingerichtet und gestaltet wurden. Das Projekt wurde von der Stiftung Naturschutz Berlin initiiert und wird seither von uns wissenschaftlich begleitet.
Lassen sich nach dreieinhalb Jahren Forschung schon Ergebnisse festmachen?
Ja, erste Ergebnisse zeigen, dass sich Kinder häufiger in komplexeren Fantasie- und Rollenspielen einfinden als auf gewöhnlichen Spielplätzen. Außerdem spielen sie vielfältiger und kooperativer miteinander. Dies sind Aspekte, die uns vermuten lassen, dass auch ihr Kompetenzerwerb höher ist im Vergleich zum Spiel auf herkömmlichen Spielplätzen.
Was war denn die schönste oder lehrreichste Erfahrung bisher?
Bei der Vorbereitung der Lehrveranstaltungen habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Kollegium an der HNEE gemacht. Ich organisiere zwei Seminare gemeinsam mit einer Kollegin, die aufgrund von Krankheit am Anfang ausgefallen ist. In dieser Situation habe ich sehr viel Unterstützung angeboten bekommen, was mich sehr motiviert. Seit ich in der Lehre tätig bin, inspiriert mich auch der Austausch mit den Studierenden, und ich konnte die Hochschule und die hochschulinternen Strukturen besser kennenlernen.
In dem Projekt über die NER genieße ich eigentlich generell meine Tätigkeit. Auch die konstruktive und kritische Zusammenarbeit im interdisziplinären Team gefällt mir sehr gut.
Wer ist alles in diesem Team?
Prof. Dr. Heike Molitor leitet das Projektes „Naturerfahrungsräume in Großstädten am Beispiel Berlin“. Sie verantwortet den Projektbereich „Lebensqualität“, zu dem meine Kollegin Claudia Friede und ich arbeiten. Und Prof. Dr. Jürgen Peters behält mit Maren Pretzsch die Planungs- und mit Dr. Jutta Heimann die ökologische Qualität im Auge. Zudem ist Bettina Bloem-Trei im Team, die sich um alles Administrative und Organisatorische kümmert und uns in unserer alltäglich anfallenden Arbeit unterstützt.
Gibt es Transferaktivitäten – in & aus der Praxis?
Unser Projektziel ist es, einen Leitfaden zu erstellen, der die Gestaltung und Bewirtschaftung von Naturerfahrungsräumen thematisiert und der bundesweit bei der Etablierung solcher Flächen helfen soll. Eine bundesweite Recherche vorab, bei der wir positive wie auch negative Erfahrungen abgefragt haben hat einige Kontakte ergeben, die hoffentlich bald von dem Leitfaden profitieren können. Am 12. September diesen Jahres findet darüber hinaus eine Tagung für einen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis statt.
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